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Opening Title

A New Chance in Life

Text on screen

Yunus, 8 years old, France

Yunus (in French)

I play football, go to music lessons, and I’m going to be a veterinarian when I grow up.

Voice Over

Yunus was among thousands of children unlawfully detained in camps in northeast Syria for Islamic State (ISIS) suspects and their family members.

He’s been living with his grandparents in France for the past two and a half years.

Yunus’s grandmother (in French)

My grandson has settled in very well at school, he has friends, he is good at math and very curious. Interested in all subjects.

Voice Over

Yunus was held in al-Hol, the main detention camp. His mother was killed in an airstrike in 2018 and his father is imprisoned in northeast Syria.

Al-Hol and Roj camps unlawfully detain nearly 40,000 foreign women and children from around 60 countries.

Eighty percent of the children are under age 12. They live in life-threatening conditions. Hundreds of children have died from preventable diseases, accidents, and camp violence, including attacks by ISIS supporters.

All governments with nationals detained in northeast Syria should urgently ensure they can return home, giving priority to children and their mothers.

Human Rights Watch contacted family members, caregivers, social workers and psychologists for repatriated children in seven countries. Respondents said that most of the children are doing well.

They are enjoying school and making new friends. Some are at the top of their class.

Text on Screen

Ibrahim, 9 years old, Kazakhstan

Voice Over

Ibrahim returned to Kazakhstan with his mother in 2019.

Voiced by Actor

He enjoys dancing and scootering.  He is joyful, open and self-confident.

Voice Over

Some repatriated children live with their grandparents or other extended family members. Despite the challenges they have experienced, our research found that with proper support, now many can fully enjoy their childhood.

Text on Screen

Sarah, 6 years old, Sweden

Voice Over

Sarah and her siblings returned to Sweden after their parents were killed in Syria.  Now they live with foster families, but visit their grandfather regularly. 

Patricio Galvez

Grandfather of seven repatriated children

My 6-year-old granddaughter loves to use her hands and her imagination for artistic creativity. The recovery of the children is fully possible. My grandchildren are the proof of that. They have had an amazing recovery.

The key to this is a quick and safe repatriation to their countries. All children should have the opportunity to get a new chance in life.

(New York) - Viele Kinder, die aus Gefangenenlagern für Verdächtige des sog. Islamischen Staates (IS) und deren Familien im Nordosten Syriens zurückgeführt wurden, integrieren sich erfolgreich in ihren Heimatländern, so Human Rights Watch in einem heute veröffentlichten Bericht. Die Regierungen sollten alle Hindernisse beseitigen, die einer effektiven Wiedereingliederung im Wege stehen, und sicherstellen, dass ihre Rückführpolitik den betroffenen Kindern keinen unnötigen Schaden zufügt.

Der 63-seitige Bericht, „’My Son is Just Another Kid’: Experiences of Children Repatriated from Camps for ISIS Suspects and Their Families in Northeast Syria” dokumentiert die Erfahrungen von etwa 100 Kindern, die zwischen 2019 und 2022 zurückgeführt oder nach Deutschland, Frankreich, Kasachstan, in die Niederlande, Schweden, das Vereinigte Königreich und Usbekistan zurückgekehrt sind. Human Rights Watch stellte fest, dass sich viele der Kinder trotz jahrelanger Haft unter lebensbedrohlichen Bedingungen ohne ausreichend Wasser, Nahrung und medizinische Versorgung sowie wenig bis gar keinem Zugang zu Bildung offenbar gut einleben und gute schulische Leistungen erbringen. Viele von ihnen haben sich gut integriert und gehen vielfältigen Aktivitäten mit Gleichaltrigen nach, darunter Fußball, Schlittschuhlaufen, Radfahren, Tanzen, Basteln und Musik.

„Kinder, die vor den Schrecken der Lager gerettet wurden, machen sich gut in der Schule, schließen Freundschaften und bauen sich in ihren Heimatländern ein neues Leben auf”, sagte Jo Becker, Leiterin der Abteilung für Kinderrechte bei Human Rights Watch. „Obwohl sie unvorstellbares Leid ertragen mussten, gelingt vielen von ihnen die Wiedereingliederung bemerkenswert gut.”

Human Rights Watch befragte 81 Familienmitglieder, Pflegeeltern, Sozialarbeiter*innen und Lehrkräfte und interviewte Familienmitglieder, Anwält*innen, gesetzliche Vormünder und Fachleute für psychische Gesundheit zu zurückgekehrten oder zurückgeführten Kindern. Auf die Frage, wie sich das Kind eingelebt hat, gaben 89 Prozent der Befragten an, dass es dem Kind „sehr gut” oder „recht gut” gehe. Weiterhin gaben 73 Prozent an, das Kind schneide in der Schule „sehr gut” oder „recht gut” ab.

Ein Großvater von mehreren Kindern, die 2019 nach Schweden zurückgeführt wurden, sagte: „Die Wiedereingliederung und Genesung von Kindern ist durchaus möglich. Meine Enkelkinder sind der beste Beweis dafür. Sie haben sich auf unglaubliche Weise erholt. ... Alle Kinder sollten die Möglichkeit haben, eine neue Chance im Leben zu bekommen.”

Etwa 56.000 Menschen, fast ausschließlich Frauen und Kinder, werden willkürlich in al-Hol und Roj festgehalten, zwei großen, abgeriegelten Lagern, in denen hauptsächlich die Ehefrauen und Kinder männlicher IS-Verdächtiger im Nordosten Syriens untergebracht sind. Mehr als 18.000 von ihnen stammen aus Syrien, etwa 28.000 aus dem benachbarten Irak und mehr als 10.000 aus etwa 60 anderen Ländern. Mehr als 60 Prozent sind Kinder.

Die meisten von ihnen wurden im Februar und März 2019 festgenommen, als regionale Kämpfer, die von einer von den USA geführten Militärkoalition unterstützt wurden, die Überreste des selbst ernannten IS-„Kalifats” im Nordosten Syriens stürzten. Diese Inhaftierungen sind eindeutig willkürlich und rechtswidrig, so Human Rights Watch. Keiner der Betroffenen wurde vor ein Gericht gestellt, um die Notwendigkeit oder Rechtmäßigkeit der Inhaftierung zu klären.

Fast 80 Prozent der Kinder in den Lagern sind unter 12 Jahre alt, 30 Prozent sind 5 Jahre alt oder jünger. Viele von ihnen haben den größten Teil ihres Lebens, wenn nicht sogar ihr ganzes Leben, unrechtmäßig im Nordosten Syriens verbracht, was einer kollektiven Bestrafung - und somit einem Kriegsverbrechen - gleichkommt.

Die regionalen Behörden, die kurdisch geführte Autonome Verwaltung von Nord- und Ostsyrien, haben wiederholt erklärt, dass ihnen die Mittel fehlen, um die aus dem Ausland stammenden Gefangenen weiter in Haft zu lassen, und haben an die jeweiligen Länder appelliert, ihre Staatsangehörigen nach Hause zu holen. Auch hochrangige Vertreter*innen der Vereinten Nationen haben wiederholt die Regierungen dazu aufgerufen, ihre Staatsangehörigen in die Heimat zurückzubringen. Viele Länder haben sich jedoch geweigert, alle oder einen Teil ihrer Staatsangehörigen ins Land zurückzuholen. 

Human Rights Watch hat zudem festgestellt, dass die Regierungen der rückführenden Länder politische Entscheidungen getroffen haben, die die Wiedereingliederung der Kinder erschwerten und in einigen Fällen sogar zusätzlichen Schaden verursachten. In einigen Ländern - darunter Belgien, Frankreich, die Niederlande und Schweden - haben die Behörden Kinder sofort von ihren Müttern getrennt, wenn gegen die Mutter wegen IS-bezogener Straftaten ermittelt oder sie wegen entsprechender Vorwürfe angeklagt wurde. Dies hat bei den Kindern zu erheblichem emotionalen und psychologischen Stress geführt, wie Familienmitglieder und Fachleute für psychische Gesundheit berichten.

In einigen Ländern müssen Familienangehörige wie z.B. Großeltern langwierige Überprüfungen erdulden, bevor sie zurückgekehrte Kinder in ihre Obhut nehmen oder Kontakt zu ihnen haben dürfen, selbst wenn sie bereits seit Jahren mit den Behörden in Kontakt stehen. Human Rights Watch recherchierte im Fall eines Mädchens, das im Alter von fünf Jahren nach Frankreich kam, aber 3 Jahre in einer Pflegefamilie untergebracht war, bevor ihre Großeltern sich um sie kümmern durften .. Den Kontakt zu Familienmitgliedern schnellstmöglich herzustellen, kann dazu beitragen, Stabilität zu schaffen und eine erfolgreiche Wiedereingliederung zu unterstützen, insbesondere wenn die Eltern des Kindes verstorben oder inhaftiert sind, so Human Rights Watch.

Die befragten Personen sagten auch, dass Regierungen die Wiedereingliederung von Kindern verbessern könnten, indem sie Geburtsurkunden, Personalausweise und andere Dokumente schnell zur Verfügung stellen.

Human Rights Watch fand heraus, dass einige Kinder emotionale Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten aufweisen, die mit dem Trauma zusammenhängen, das sie während ihres Lebens unter dem IS oder in den Gefangenenlagern erlitten haben. Bisweilen haben Kinder auch Schwierigkeiten, in der Schule aufzuholen. Fachleute für psychische Gesundheit betonen jedoch, dass die Lern- und psychosoziale Unterstützung, die anderen Kindern gewährt wird, die Krieg, den Verlust von Angehörigen und Gefangenschaft überlebt haben, z.B. jenen, die Geflüchtete oder Opfer von Menschenhandel waren, auch hier die erfolgreiche Wiedereingliederung erleichtern kann.

Seit 2019 haben etwa drei Dutzend Länder einige oder zahlreiche ihrer inhaftierten Staatsangehörigen selbst zurückgeholt oder indirekt dabei geholfen, sie nach Hause zu bringen. Einige Länder, darunter Dänemark, Finnland, Deutschland, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Schweden, Tadschikistan, die USA und Usbekistan, haben inzwischen viele oder die meisten ihrer Staatsangehörigen zurück ins Land geholt. Russland und die zentralasiatischen Länder haben zusammen etwa 1.000 Kinder zurückgeführt, fast doppelt so viele wie alle westlichen Länder zusammen.

Im Gegensatz dazu hat Großbritannien nur 10 Kinder zurückgeführt und schätzungsweise 30 bis 60 weitere in den Lagern zurückgelassen und mehreren der verbleibenden 16 Frauen die Staatsbürgerschaft entzogen. Kanada hat nur 4 Kinder und 3 Frauen nach Hause geholt bzw. deren Rückkehr akzeptiert, so dass schätzungsweise 23 Kinder und 19 Frauen in den Lagern verbleiben.

Frankreich hat die Rückführungen in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 intensiviert und seit Juli 32 Frauen und 77 Kinder zurückgeholt. Im Oktober führte Australien 4 Frauen und 13 Kinder zurück, die ersten Rückführungen seit 2019. Die Niederlande haben am 31. Oktober 12 Frauen und 28 Kinder zurückgeführt.

Expert*innen für Sicherheit und humanitäre Hilfe warnen, dass sich die ohnehin schon prekären Bedingungen in den Gefangenenlagern weiter verschlechtern und immer gefährlicher werden, da IS-treue Insassen andere Gefangene, Personal und Helfer*innen angreifen und es zu Auseinandersetzungen zwischen Wachleuten und Gefangenen kommt. Hunderte Kinder sind in den letzten dreieinhalb Jahren in den Lagern gestorben, viele davon an Unterkühlung, Unterernährung und vermeidbaren Krankheiten.

„Das größte Risiko besteht nicht darin, die Kinder nach Hause zu bringen, sondern sie in den Lagern zu lassen, wo ihnen Tod, Krankheit, Rekrutierung durch den IS und unbefristete Haft für die mutmaßlichen Verbrechen ihrer Eltern droht”, sagte Becker. „Länder, deren Staatsangehörige sich in den Lagern aufhalten, sollten diesen dringend die Rückkehr nach Hause ermöglichen und ihr Bestes tun, um Mütter und Kinder nicht voneinander zu trennen.”

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