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Aktivist*innen, die ein Ende der Todesstrafe fordern, versammeln sich, um gegen eine Hinrichtung im US-Gefängnis in Terre Haute, Indiana, zu protestieren, 12. Januar 2021. © 2021 Brian Woolston/Reuters

Für zwei Länder, die sich seit Jahrzehnten faktisch im Krieg befinden, sind sich die zuständigen Behörden im Iran und in den USA zumindest in einem Punkt sehr einig. Beide befürworten die abscheuliche Idee, dass eine Regierung einen vorsätzlichen Mord an seinen eigenen Bürger*innen begehen darf.

Neue erschreckende Beispiele für die Vollstreckung der Todesstrafe in beiden Ländern belegen dies.

Im Iran hat der Staat gestern zwei Menschen ermordet, Mohammed Ghobadlou und Farhad Salimi.

Ersterer wurde nach Angaben von Amnesty International hingerichtet, weil er an friedlichen Demonstrationen teilnahm. Farhad Salimi, ein weiterer politischer Gefangener, wurde während seiner mehr als 13-jährigen Haft mehrfach angeklagt, unter anderem wegen "Feindschaft gegen Gott". (Siehe auch: "Blasphemie ist Blödsinn", Daily Brief, 9. Januar)

Die iranischen Behörden haben die Anzahl der Hinrichtungen in einem alarmierenden Tempo erhöht und im Jahr 2023 mindestens 746 Menschen ermordet. Viele Todesurteile werden im Zusammenhang mit Drogendelikten oder "vorsätzlichem Mord" verhängt.

Es ist schon seltsam, dass die Behörden behaupten, "vorsätzlichen Mord" so sehr zu missbilligen, wenn sie ihn doch selbst so häufig begehen.

Auf jeden Fall haben sie es bei ihren Mordserien auch auf ethnische Minderheiten abgesehen. Zurzeit warten elf Menschen auf ihre Hinrichtung, und acht von ihnen sind kurdisch.

Kommen wir nun zu Alabama.

Morgen will der US-Bundesstaat Kenneth Eugene Smith fesseln, ihm eine Atemmaske aufs Gesicht schnallen und ihn zwingen, reines Stickstoffgas zu inhalieren, bis er zu Tode erstickt. Abgesehen davon, dass dies eine völlig unerprobte Hinrichtungsmethode ist, wurde in den USA noch nie jemand auf diese Weise hingerichtet. Dieses grausame Experiment klingt doch sehr nach Folter.

Der für Donnerstag geplante Mord ist nicht das erste Mal, dass der Staat Alabama versucht, Smith zu töten. Im November 2022 überlebte Smith eine verpfuschte Hinrichtung durch die Giftspritze - ein schreckliches Ereignis und Alabamas zweite gescheiterte Hinrichtung in weniger als zwei Monaten.

Alabamas zweite gescheiterte Hinrichtung in weniger als zwei Monaten.

Smith wurde wegen Mordes für schuldig befunden (in einem Fall, der von gravierenden Rechtsverstößen überschattet war), so dass wie in den iranischen Morden die moralische Unsinnigkeit deutlich wird: Die Behörden behaupten, gegen Mord zu sein, begehen aber selbst Mord.

Die Todesstrafe wird in den USA längst nicht so häufig angewendet wie im Iran. In siebenundzwanzig der 50 US-Bundesstaaten (sowie auf Bundesebene) ist sie gesetzlich verankert, obwohl es in einigen schon lange keine Hinrichtung mehr gegeben hat. Dennoch wurden in den USA im letzten Jahr 24 Menschen hingerichtet. Das sind zwar weit weniger als die Hunderte, die im Iran hingerichtet wurden, aber das Prinzip ist dasselbe.

Die Todesstrafe ist ein Angriff auf die Menschenwürde. Sie ist in ihrer Endgültigkeit besonders grausam und ist unweigerlich von Diskriminierung, Willkür und Fehlern geprägt. Das gilt unabhängig davon, ob wir über Iran, USA, China, Afghanistan, Irak, Belarus, oder einen anderen Ort wo die Todesstrafe gilt, sprechen.

Keine Regierung sollte einen vorsätzlichen Mord an ihren Bürger*innen begehen. Keine Regierung sollte diese Macht haben.

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