Skip to main content
Jetzt Spenden
Menschen steigen aus einem Laster, der sie von der Grenze zum Sudan zum Transitlager in Renk im Südsudan gebracht hat. Man sieht nur ein paar Koffer und Bettgitter. © December 2024, Mohamed Osman, HRW

Heute haben wir eine exklusive Berichterstattung über den Konflikt im Sudan.

Mohamed Osman und Laetitia Bader von HRW sind gerade aus der Stadt Renk im Südsudan nahe der Grenze zum Sudan zurückgekehrt. Seit Ausbruch des verheerenden Konflikts im Sudan im April 2023 haben mehr als 700.000 Menschen an diesem Ort die Grenze zum Südsudan überquert.

Man bedenke, dass dies zusätzlich zu den mehr als einer halben Million Menschen geschieht, die über die Grenze in den Tschad im Westen geflohen sind, und zu den 11 Millionen Menschen, die im Sudan selbst aus ihren Heimatorten vertrieben wurden. Das Ausmaß der Krise ist enorm.

Das Team besuchte ein Transitlager in Renk, das ursprünglich für eine vorübergehende Unterbringung von Menschen vorgesehen war. Es erstreckt sich nun entlang einer ein Kilometer langen unbefestigten Straße mit provisorischen Unterkünften und einigen größeren Blechhütten.

Während des Besuchs in der letzten Woche stieg die Zahl der Menschen, die nach Renk flohen, sprunghaft an. Tausende Neuankömmlinge eilten über die Grenze, als die Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) sich der Grenze näherten. Am Wochenende erreichten die Kämpfe die letzte Stadt im Sudan vor der Grenze.

Many civilians from Sudan arrived in Renk, South Sudan, in recent days, crowded on to an open wagon, pulled by a tractor. © December 2024, Laetitia Bader, HRW

Menschen fliehen aus unterschiedlichen Gründen.

Meine Kolleg*innen sprachen mit den Bewohner*innen eines 350-Seelen-Dorfes, die in den letzten Tagen in offenen, von Traktoren gezogenen Lastern ankamen. Frauen, Kinder, ältere Menschen und Jugendliche drängten sich alle auf diese Laster, nachdem sie gehört hatten, dass die RSF sich ihrem Dorf näherten.

Eine 13-köpfige Familie hingegen floh, als die SAF in ihrer Stadt eintrafen, aus Angst, man würde sie beschuldigen, Mitglieder der RSF zu sein, weil sie so lange in einem Gebiet unter RSF-Kontrolle gelebt hatten. Sie flohen mit nichts als einer Tüte Hirse und ergatterten unterwegs ein paar Decken.

Bemerkenswert ist das fast vollständige Nichtvorhandensein von Besitztümern bei den Ankömmlingen.

Seit den ersten Tagen der Kämpfe im Sudan sind die RSF dafür bekannt, das Privateigentum der Menschen zu plündern. Sie durchwühlen die Häuser der Menschen und stehlen Gold, Möbel und sogar die Schulranzen der Kinder. Die Menschen mussten oft auch ihren verbliebenen Besitz verkaufen, um etwas zu essen zu haben. Andere wurden auf der Flucht von Kämpfern oder kriminellen Banden ausgeraubt.

Viele derjenigen, die schließlich in Renk angekommen sind, mussten mehrmals fliehen. Einige sagten, dass sie mit kaum mehr als der Kleidung auf dem Leib ankamen.

Eine Frau bildete einen starken Kontrast, als sie aus dem Bus stieg, der Dutzende von der Grenze herbrachte. Sie hielt einen kleinen weißen flauschigen Hund in einem Käfig. Sie war aus Khartum geflohen, eine Reise, die vor dem Krieg nur fünf Stunden gedauert hätte, aber jetzt zwei Wochen gedauert hatte.

Die meisten Menschen sind gezwungen, ihre Angehörigen zurückzulassen – ältere Verwandte, die nicht fliehen können, und viele, die sich eine Flucht nicht leisten können. Andere haben den Kontakt zu ihren Verwandten während der Flucht verloren.

Da die Kommunikation in vielen Teilen des Sudan unterbrochen ist und vielen Menschen ihre Telefone gestohlen worden sind, ist es schwierig, den Kontakt zu getrennten Familienmitgliedern wiederherzustellen.

Ein Mann, der kürzlich aus seiner Heimatstadt Jebel Moya floh, nachdem zwei seiner Kinder im Alter von 8 und 11 Jahren bei einem Luftangriff getötet wurden, wurde von seiner Mutter zur Flucht überredet. Er brach im Schutz der Dunkelheit auf.

Während er von seinen Erlebnissen berichtete, war er sehr aufgewühlt. Er konnte noch nicht mit seinen vier überlebenden Kindern sprechen.

„Ich sehe Kinder im Transitlager spielen und denke an sie. Wenn ich ihre Stimmen hören würde, wäre das genug für mich.“

Your tax deductible gift can help stop human rights violations and save lives around the world.

Region/Land