(Berlin,11. Oktober 2007) – Zwei herausragende Menschenrechtsanwälte aus Nepal und Zimbabwe sind mit dem renommierten „Human Rights Defender Award” von Human Rights Watch ausgezeichnet worden. Sie werden im November in London, München, Hamburg und Genf bei einem Dinner geehrt.
Die Preisträger, die wegen ihrer Arbeit Morddrohungen erhalten haben, nutzen das Recht, um Misshandlungen aufzudecken und Opfer brutaler Menschenrechtsverletzungen in ihren Ländern zu unterstützen.
Die Preisträger des „Human Rights Defender Award” sind:
- Mandira Sharma, Menschrechtsanwältin und Aktivistin aus Nepal;
- Arnold Tsunga, Anwalt und Aktivist aus Zimbabwe.
Wir ehren Mandira und Arnold, weil sie für den Aufbau und den Schutz der Zivilgesellschaft in Nepal und Zimbabwe kämpfen", sagte Kenneth Roth, geschäftsführender Direktor von Human Rights Watch. „Wir bewundern ihren Mut, das eigene Leben zu riskieren, um sich für Gerechtigkeit und grundlegende Rechte aller einzusetzen."
Sharma wurde als erste Frau aus ihrem Dorf Anwältin und gründete die Organisation „Advocacy-Forum”, um sich für die Rechte der Nepalesen einzusetzen, die im grausamen Bürgerkrieg zwischen die Fronten der maoistischen Rebellen und der nepalesischen Regierung gerieten. Seit dem Friedensabkommen im Jahr 2006 hat Sharma dafür gekämpft, dass die Verantwortlichen für schwere Menschrechtsverletzungen von beiden Konfliktparteien zur Rechenschaft gezogen werden. Sie ist überzeugt davon, dass Frieden auch davon abhängt, ob den Opfern Gerechtigkeit widerfährt. „Es herrscht eine Kultur der Straflosigkeit", sagte sie. „Ohne dieses Problem in Angriff zu nehmen, können wir nicht vorankommen.“
Tsunga ist Direktor der „Zimbabwe Lawyers for Human Rights” (ZLHR). Er kehrte dieses Jahr trotz ständiger Drohungen und Einschüchterungen durch Regierungstruppen in seine Heimatstadt Harare zurück. Er wendet sich an Gerichte, um gegen das Regime von Robert Mugabe vorzugehen. So gibt er den Opfern von Unterdrückung in Zimbabwe eine Stimme. „Einige Menschen fragen mich, warum ich mir die Mühe mache, das Rechtssystem in Anspruch zu nehmen, wenn wir so schlechte Karten haben", sagte er. „Ich antworte, dass es immer noch einen Anschein eines Rechtssystems gibt und dass einige mutige Richter es aufrechterhalten werden. Aber sie agieren in Zwangsjacken und benötigen dringend Unterstützung, um weiterhin das Richtige zu tun."
Die Mitarbeiter von Human Rights Watch arbeiten bei ihren Untersuchungen eng mit Menschrechtsverteidigern in mehr als 70 Ländern auf der ganzen Welt zusammen. Das jährliche Human Rights Watch Dinner zu Ehren der Menschenrechtsverteidiger findet 2007 in London, München, Hamburg und Genf statt.
„Wir sind alle von Mandira Sharmas und Arnold Tsungas Arbeit beeindruckt", sagte Roth. „Sie setzen sich jeden Tag dafür ein, dass das Rechtssystem geachtet wird, weil sie wissen, dass dies die stärkste Waffe gegen Menschenrechtsverletzungen durch Regierungen oder andere Akteure ist."
Hintergrund zu den Human Rights Watch Preisträgern 2007:
Mandira Sharma, Nepal
Mandira Sharma ist nepalesische Anwältin, Menschenrechtsaktivistin und Mitbegründerin der Organisation „Advocacy-Forum", eine der bedeutendsten und wirkungsvollsten Menschenrechtsorganisationen Asiens. Sharma setzt sich dafür ein, dass Menschrechtsverletzungen an die Öffentlichkeit gelangen und dass nepalesische Aktivisten, von denen viele von der Regierung bedroht werden, Rechtsbeistand erhalten.
Sharmas Bemühungen haben wesentlich dazu beigetragen, die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen, die sowohl von der nepalesischen Armee als auch von maoistischen Rebellen fast ein Jahrzehnt lang zwischen 1995 und 2005 begangen wurden, zur Rechenschaft zu ziehen. Trotz fest verwurzelter Korruption und schwerer Mängel im nepalesischen Rechtssystem klagt Sharma weiterhin vor Gericht und gewinnt Prozesse im Namen von Menschenrechtsaktivisten, die willkürlich verhaftet und gefoltert wurden sowie ohne weitere Informationen „verschwunden" sind. Zudem setzt sie sich dafür ein, dass Menschenrechtsverletzungen stärker ins Bewusstsein der Menschen gelangen und dass mit Hilfe von Nichtregierungsorganisationen die Öffentlichkeit über ihre Rechte informiert wird. Human Rights Watch ehrt Sharma dafür, dass sie sich für die Rechte der nepalesischen Bevölkerung während des grausamen Bürgerkriegs und für einen gerechten und dauerhaften Frieden im Land einsetzt.
Arnold Tsunga, Zimbabwe
Arnold Tsunga steht an vorderster Front, wenn es um die Verteidigung der Menschenrechte in Zimbabwe geht. Die Regierung des Landes schüchtert politische Gegner ein, verhaftet und verprügelt Kritiker und hat im Jahr 2005 eine umfangreiche Kampagne mit Zwangsräumungen und Zerstörungen von Gebäuden durchgeführt.
Als Direktor der „Zimbabwe Lawyers for Human Rights” (ZLHR) arbeitet Tsunga mit einer kleinen und äußerst effektiven Gruppe von Anwälten zusammen und steht an der Spitze eines Netzwerk von etwa 200 Personen, die kostenlos als Anwälte für die Achtung der Menschenrechte tätig sind. Obwohl Tsunga geschlagen, verhaftet und mit vorgehaltener Waffe bedroht wurde, setzt er sich weiterhin für diejenigen ein, die ihr eigenes Leben riskieren, um die sich verschlechternde Menschrechtslage in Zimbabwe anzuprangern. Er besucht Polizeistationen, um die Freilassung von Aktivisten selbst zu bewirken; er steht vor Gericht an der Seite von Regierungskritikern; er spricht sich gegen Entführungen, Einschüchterungen und willkürliche Verhaftungen aus. Human Rights Watch ehrt Tsungas unerschütterlichen Einsatz für diejenigen, die für die Achtung der Menschrechte in Zimbabwe kämpfen.