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Uganda: Enthaltsamkeitsprogramme vereiteln Erfolg bei der Bekämpfung von Aids

Von den USA propagierte HIV-Strategie gefährdet junge Menschen

Von den USA finanzierte Programme zur Enthaltsamkeit (sog. „Abstinence-only programs“) gefährden den erfolgreichen Kampf gegen HIV/AIDS in Uganda, sagte Human Rights Watch heute in einem neuen Bericht. Programme, die sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe als einzige Verhütungsmethode propagieren, verhindern, dass jungen Menschen weitere Informationen über andere Methoden zur HIV-Prävention erhalten.

Der 80 Seiten lange Bericht, „Je weniger sie wissen, desto besser: Enthaltsamkeit als ausschließliche Präventionsmethode von HIV/AIDS Programmen in Uganda”, zeigt die kürzlich vorgenommene Streichung von lebenswichtigen Informationen über HIV/AIDS aus den Lehrplänen der Grundschulen, so z. B. Informationen über Kondome, Safer Sex und die Risiken einer HIV-Infektion in einer Ehebeziehung. Für weiterführende Schulen werden momentan Unterrichtsmaterialien entworfen, in denen fälschlicherweise von mikroskopisch kleinen Poren in Latex-Kondomen gesprochen wird, durch die der HIV Virus dringen könne. Auch wird darin vorehelicher Sex als eine Form „abnormalem Verhaltens“ bezeichnet. Bei von der US-Regierung unterstützten HIV/AIDS-Kundgebungen werden ähnliche Unwahrheiten verbreitet.

„Solche ‚Abstinence-only’ Programme setzen Ugandas Kinder der Gefahr von HIV-Infektionen aus“, so Jonathan Cohen, ein Wissenschaftler des Human Rights Watch HIV/AIDS-Programms und einer der Autoren des Berichts. „Enthaltsamkeit als Verhütungsmethode vorzuschlagen, ist als Ergänzung zu anderen Methoden zu sehen und soll das Programm unterstützen und nicht etwa kontraproduktiv wirken.“

Vertreter der US-Behörden beschreiben ihr Vorgehen in Uganda als „ABC-Strategie“, ein dort bekanntes Akronym, das für „Abstinence, Be Faithful, use Condoms“ steht und soviel heißt wie „sei enthaltsam, sei treu und benutze Kondome“. Einige Experten schreiben es teilweise dieser „ABC-Strategie“ zu, dass die Verbreitung von HIV in der Bevölkerung Ugandas von 15 Prozent Anfang der 90er Jahre auf heute weniger als 10 Prozent reduziert werden konnte. „Bei dieser Rechnung wird aber die Tatsache außer Acht gelassen, dass zu dieser Reduzierung im Wesentlichen die Benutzung von Kondomen beigetragen hat“, heißt es im neuen Bericht von Human Rights Watch. Dies gelte besonders für junge Menschen.

Ein Bericht zu dieser sogenannten „Abstinence and Being Faithful (AB)“-Politik, der im November 2004 von der „Uganda AIDS Commission“ veröffentlicht wurde, warnt vor Informationen, die zusätzlich zur Enthaltsamkeit zu der Benutzung von Kondomen raten. Dies könne junge Menschen „verwirren“. Lehrer erzählten Human Rights Watch, dass sie von US-beauftragten Firmen angewiesen worden seien, Kondome in Schulen nicht zu erwähnen, da die neue Politik „abstinence-only“ lautete. Präsident Museveni verurteilte Kondome öffentlich als „ungeeignet für Ugander“, was einige AIDS-Berater dazu veranlasste, die Aufklärung über die Benutzung von Kondomen einzustellen.

In Uganda herrscht aufgrund einer von der Regierung angeordneten Importbeschränkung für Kondome ein landesweiter Kondom-Mangel. Ende 2004 ließ das Gesundheitsministerium Importe von Kondomen einstellen, weil angeblich die Lieferungen Qualitätstests nicht bestanden hatten. Anstatt das Problem des Kondom-Mangels zu lösen behaupteten einige Minister, Ugander würden nun Enthaltsamkeit als bestes Mittel gegen HIV betrachten.

„Uganda bezieht Kondome immer weniger in die Strategie zur Bekämpfung von HIV/AIDS mit ein, was tödliche Folgen haben könnte”, sagte Tony Tate, ein Wissenschaftler der Kinderrechtsabteilung von Human Rights Watch und Co-Author des Berichts. „Mit dem Sex noch zu warten, ist sicherlich eine gute Entscheidung für die Gesundheit junger Ugander, allerdings haben sie auch ein Recht darauf, zu erfahren, dass es noch andere wirksame Methoden zur Vermeidung von HIV gibt.”

Die US-Regierung hat im Rahmen des weltweiten Aids-Plans von Präsident Bush schon ca. $ 8 Mio. im diesjährigen Haushaltsbudget für „Abstinence-only“-Pogramme bereitgestellt. Das „National Youth Forum“, unter dem Vorsitz von Janet Musevini, ugandische First Lady und starke Befürworterin von „Abstinence-only“, hat im Rahmen dieses Budgets finanzielle Unterstützung der USA erhalten. Die First Lady hat scharfe Kritik gegenüber Gruppen geübt, die Aufklärung von jungen Leuten betreiben und forderte eine landesweite „Jungfrauenzählung“, um ihrer Enthaltsamkeitsagenda Nachdruck zu verleihen. Dem „Children’s AIDS Fund“ mit Sitz in Virginia, einer Organisation mit engen Verbindungen zu Janet Museveni, wurde kürzlich eine beträchtliche Finanzhilfe für „Abstinence-only” zugesagt, trotz der Tatsache, dass ein Fachausschuss der „U.S. Agency for International Development (USAID)“ die Organisation für „nicht geeignet für finanzielle Hilfen“ befunden hatte.

„Abstinence-only“ Programme stellen den Triumph von Ideologie über die Gesundheit dar“, sagte Cohen. „Amerikaner sollten sich dafür einsetzen, dass sich Programme zur Vorbeugung von HIV weltweit an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren.”

In den 90er Jahren kam Uganda eine Vorreiterstellung im Kampf gegen HIV/AIDS zu und ging bei der Aufklärung über HIV offen mit sexuellen Fragen um. Gesundheitsexperten und ugandische AIDS-Organisationen befürchten, die Entwicklung in Richtung der „Abstinence-only“ Programme werde diesen Erfolg zunichte machen. Programme, die Enthaltsamkeit propagieren, werden seit 1981 in den USA eingesetzt, wo sie in zahlreichen unabhängigen Studien als unwirksam und potenziell gesundheitsgefährdend eingestuft wurden.

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