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Studenten nehmen an einem Protestmarsch teil, um Gerechtigkeit für die Opfer der Anti-Quoten-Proteste zu fordern. Dhaka, Bangladesch, 3. August 2024. © 2024 KM Asad/LightRocket via Getty

Bei der Menschenrechtsarbeit sagen wir, was gesagt werden muss. Manchmal sagen wir es für diejenigen, die im Moment selbst nicht in der Lage sind, ihre Meinung zu äußern – oder überhaupt nicht mehr sprechen können.

Aber manchmal scheint es, als sollten wir nicht sagen müssen, was wir sagen. Was wir sagen, scheint so selbstverständlich, so offensichtlich, dass niemand es sagen müsste.

Zum Beispiel ...

Wir sollten Australien nicht sagen müssen: „Sperrt keine zehnjährigen Kinder ins Gefängnis.“ Das sollte allen klar sein.

Wir sollten der Europäischen Union nicht sagen müssen: „Schickt Geflüchtete nicht an Orte, von denen ihr wisst, dass sie dort gefoltert werden.“ Auch das ist offensichtlich.

Wir sollten Israel nicht sagen müssen: „Lasst Kinder nicht verhungern.“

Wir sollten den USA, Großbritannien, Deutschland und dem Iran nicht sagen müssen: „Schickt keine Waffen mehr an Kriegsparteien, die Gräueltaten begehen.“

Wir sollten Ruanda nicht sagen müssen: „Hört auf, Menschen zu foltern.“

Wir sollten den Taliban in Afghanistan nicht sagen müssen: „Eure erfundene ‚Tradition‘ ist keine Entschuldigung für schreckliche Misshandlungen.“

Wir sollten die Staats- und Regierungschefs der Welt auf Geschäftsreisen nicht daran erinnern müssen, dass China in Xinjiang Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht.

Wir sollten niemandem erklären müssen, dass wir alle einen bewohnbaren Planeten zum Leben brauchen.

Wir sollten Elon Musk nicht sagen müssen: „Mach keinen Hitlergruß.“

Wir sollten der Trump-Regierung nicht sagen müssen: „Verhandelt nicht die Gerechtigkeit für die Opfer der von Gräueltaten übersäten Invasion Russlands in der Ukraine weg.“

All diese Dinge sollten so offensichtlich sein, dass eigentlich niemand sie aussprechen müsste. Regierungen und Regierungschefs sollten ihre rechtlichen und moralischen Verpflichtungen kennen, ohne daran erinnert werden zu müssen.

Dennoch stehen wir hier.

Wir stehen Regierungen gegenüber, denen es oft völlig gleichgültig ist, dass sie ihre Pflichten gegenüber den Mächtigen auf Kosten der Machtlosen vernachlässigen. Deshalb müssen Menschenrechtsgruppen und Aktivist*innen oft das aussprechen, was eigentlich auf der Hand liegt.

Es ist wichtig, dass wir das tun. Denn wenn niemand auf das Offensichtliche hinweist, wird es allmählich weniger offensichtlich. Menschenrechtsverletzungen scheinen dann nicht mehr erwähnenswert zu sein, sie werden „normal“.

Doch so alltäglich sie auch sein mögen, Menschenrechtsverletzungen sollten niemals als normal gelten. Wir alle müssen die Machthaber an die Standards erinnern, die die Menschheit jeden Tag erwartet. Wir müssen aussprechen, was gesagt werden muss – auch wenn es niemand aussprechen sollte.

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