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Aktivistinnen singen während einer Kundgebung für Frauenrechte am Internationalen Frauentag in Buenos Aires, 8. März 2023. © 2023 Mariana Nedelcu/SOPA Images/Sipa USA via AP Images

Im Hinblick auf den Internationalen Frauentag am Samstag ist die gute Nachricht, dass es in den letzten ein oder zwei Jahrhunderten an vielen Orten der Welt Fortschritte bei den Frauenrechten und der Gleichstellung der Geschlechter gegeben hat.

Die schlechte Nachricht ist, dass es so langsam geht, dass wir von Jahrhunderten sprechen.

Ein Bericht des Weltwirtschaftsforums aus dem letzten Jahr hat das Problem in aller Deutlichkeit auf den Punkt gebracht. Darin wurde das Ziel der Geschlechterparität untersucht, d. h. der gleichberechtigte Beitrag von Frauen und Männern zu allen Dimensionen des Lebens, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Offensichtlich sind wir noch nicht so weit. Zwar hat sich die globale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern verringert, doch bis zur vollständigen Gleichstellung wird es noch sehr, sehr lange dauern.

Beim derzeitigen Tempo wird dies nicht vor dem Jahr 2158 der Fall sein. Das ist etwa fünf Generationen entfernt. Ist das zu fassen?

Nun ist die Schätzung des Weltwirtschaftsforums von 2158 natürlich nur eine Expertise unter vielen und hängt von verschiedenen Annahmen ab.

In ihrem Bericht wird das Problem in vier separate geschlechtsspezifische Ungleichheiten unterteilt, wobei die Fortschritte in einigen Bereichen besser sind als in anderen. Die Unterschiede in den Bereichen „Gesundheit und Überleben“ und „Bildungsniveau“ haben sich schneller verringert als die Unterschiede im Bereich „Wirtschaftliche Teilhabe und Chancen“. Die größte Lücke besteht nach wie vor im Bereich „Politische Mitbestimmung“.

Darüber hinaus gibt es weltweit regionale Unterschiede. Die Autor*innen des Berichts gehen davon aus, dass die Gleichstellung der Geschlechter in einigen Teilen der Welt in nur zwei oder drei Generationen erreicht werden könnte, in anderen jedoch erst in sieben oder mehr Generationen.

Aber unabhängig von der Region sprechen wir bei der derzeitigen Geschwindigkeit des Fortschritts immer noch von Generationen, bevor die Gleichstellung der Geschlechter erreicht ist. Generationen.

Ihr werdet es nicht mehr erleben. Eure Kinder auch nicht. Und wahrscheinlich auch nicht eure Enkelkinder.

Das ist einfach nicht gut genug.

Es gibt viele Gründe dafür, dass der Fortschritt so langsam ist. Der häufigste Grund ist jedoch, dass sich Menschen auf „Tradition“ berufen. Als ob „Tradition“ Ungleichheit irgendwie rechtfertigen würde.

Der Aufstieg autoritär denkender Führungspersönlichkeiten – und davon gibt es heutzutage viele – verstärkt den Rückschlag gegen das Konzept der Gleichberechtigung. Die Rechte von Frauen und Mädchen sind oft eines ihrer ersten Angriffsziele.

Wir haben dies bei der letzten polnischen Regierung, in den USA unter Trump und bei den Taliban in Afghanistan erlebt, um nur einige Beispiele zu nennen, bei denen „Tradition“ als Rechtfertigung für die Durchsetzung von Ungleichheit und das Verweigern von Grundfreiheiten angeführt wird.

Die Aussage des Berichts des Weltwirtschaftsforums, dass „politische Mitbestimmung“ die geringsten Fortschritte darin macht, die Kluft zwischen den Geschlechtern zu verringern, spricht Bände. Es geht vor allem um Macht. Wer den Begriff „Tradition“ definiert, hat die Macht.

Die eigennützige Logik derer, die den Fortschritt verhindern, lautet im Wesentlichen: „In unserer Gesellschaft haben wir Männer die Macht und ihr Frauen nicht. Das ist die Tradition unserer Gesellschaft.“

Oh, das kommt euch doch sehr gelegen, oder?

Und wo immer es ein erhebliches Machtgefälle gibt, kommt es natürlich eher zu Menschenrechtsverletzungen.

Es ist lächerlich, von den Menschen zu verlangen, bis zum Jahr 2158 auf Gleichberechtigung zu warten. Das Motto des diesjährigen Internationalen Frauentags lautet – „Beschleunigt das Handeln“ – für die Gleichstellung der Geschlechter.

Ich kann mir kaum ein besseres Motto vorstellen.

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