[Inhaltswarnung: Aufgrund der detaillierten Beschreibungen ist dies eine schwierige – aber notwendige – Lektüre.]
Als die Bombenangriffe um zwei Uhr morgens begannen, war Shaima mit ihrem Mann und drei ihrer vier Kinder zu Hause.
Etwa eine halbe Stunde später schlugen Explosionen in das Gebäude ein und töteten ihren Mann und zwei ihrer Kinder, einen Sohn und eine Tochter.
Shaima wurde ebenfalls schwer verletzt. Ihr linkes Bein stand in Flammen. Sie beschreibt, wie ihr Fleisch vor ihren Augen schmolz und wie Fett tropfte, „als wäre es ein Barbecue“, sagt sie.
Sie wurde zu Boden geworfen und konnte gerade noch einen Wasserbehälter erreichen, der in der Nähe zu Boden gefallen war. Sie schöpfte Wasser daraus und goss es auf ihr brennendes Bein.
Es dauerte lange, bis die Rettungskräfte Shaima unter den Trümmern fanden, aber als sie sie endlich fanden, war das Erste, was sie sagte: „Ich bin schwanger, rettet das Baby.“
Dies ist ein Zitat aus dem neuen Bericht von Human Rights Watch über Schwangerschaft und die Gesundheit von Müttern im von Israel belagerten Gaza-Streifen. Es ist unser erster Bericht über Schwangerschaften in Kriegsgebieten.
Du denkst vielleicht, dass du bereits verstehst, dass schwangere Frauen und Mädchen in Konfliktgebieten zusätzlichen Gefahren ausgesetzt sind. Du denkst vielleicht, dass du dir die entsetzlichen sanitären Bedingungen und den Mangel an Lebensmitteln, Personal, Medikamenten und überlebenswichtigen Geräten wie Brutkästen vorstellen kannst.
Wenn das so ist, dann lies den 50-seitigen Bericht nicht. Schau dir einfach das fünfminütige Video [auf Englisch] an, in dem Shaima von dem Bombenangriff, ihren Versuchen, medizinische Hilfe zu bekommen, der Totgeburt und ihrer Flucht aus Gaza berichtet.
Es ist wahrscheinlich anders als die meisten Videos, die du in letzter Zeit über Gaza gesehen hast. Hier werden nicht die Schrecken gezeigt, denen Menschen bei einem Bombenangriff ausgesetzt sind. Es geht nicht um dramatische Aufnahmen von einstürzenden Gebäuden und verängstigten Menschen, die um ihr Leben rennen. Es geht nicht um weitläufige Aufnahmen von Trümmern, soweit das Auge reicht.
Das fünfminütige Video zeigt größtenteils einfach nur Shaima, die aufrecht in einem sauberen, modernen Krankenhausbett in Katar sitzt – nach mehr als 40 Operationen, um ihr Bein zu retten und andere Verletzungen zu behandeln – und ruhig erklärt, was ihr und ihrer Familie widerfahren ist.
Außerdem erklärt das neue Video auch den Kontext.
Die Militäroffensive Israels in Gaza nach den von der Hamas angeführten Angriffen am 7. Oktober 2023 hat das dortige Gesundheitssystem schwer geschädigt.
Die israelischen Behörden haben außerdem die humanitäre Hilfe und die medizinische Versorgung der Menschen in Gaza rechtswidrig eingeschränkt, was einer kollektiven Bestrafung gleichkommt und ein Kriegsverbrechen darstellt.
Waffenstillstand oder nicht: Als Besatzungsmacht in Gaza ist Israel laut Gesetz dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Menschen in der Region, einschließlich schwangerer Frauen und Mädchen und ihrer Kinder, Zugang zu einem Höchstmaß an Gesundheitsversorgung haben.
Zwei neue israelische Gesetze, die diese Woche in Kraft treten, werden dies jedoch erheblich erschweren. Unter anderem werden die Gesetze die Arbeit des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) für den Gazastreifen im Wesentlichen blockieren.
Die UNRWA versorgt Hunderttausende Palästinenser*innen in Gaza, darunter schwangere Frauen, stillende Mütter und Neugeborene, mit Wasser, Lebensmitteln, Unterkünften und anderen lebenswichtigen Dienstleistungen.
Wenn man Shaimas Geschichte hört, versteht man, warum die israelischen Behörden die dringend notwendige Wiederherstellung der Gesundheitsversorgung in Gaza ermöglichen sollten. Stattdessen bewegen sich die israelischen Behörden in die entgegengesetzte Richtung.