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An interior view of a hospital in the Amhara region, Ethiopia, December 14, 2021. © 2021 Minasse Wondimu Hailu/Anadolu Agency via Getty Images

Solomon war Arzt in der Region Amhara in Äthiopien. Als dort im August letzten Jahres ein bewaffneter Konflikt ausbrach, in dem sich die äthiopischen Regierungstruppen und die unter dem Namen Fano bekannte Amhara-Miliz gegenüberstanden, waren Solomon und seine Kolleg*innen überfordert.

Angesichts der schwindenden Ressourcen und der Angriffe der Regierungstruppen gab es in den Krankenhäusern immer mehr Verletzte. Wie viele andere Mediziner*innen, die in von heftigen Kämpfen betroffenen Städten arbeiteten, behandelte Solomon jede Art von Patient*in, die medizinische Hilfe benötigte. 

Das äthiopische Militär war von dieser humanitären Einstellung wenig angetan.

Als die Regierungstruppen im November die Kontrolle über Solomons Stadt übernahmen, beschlagnahmten die Soldaten den Krankenwagen des örtlichen Krankenhauses und beschuldigten die Ärzt*innen, damit Kämpfer der Fano-Miliz behandelt zu haben. Sie begannen auch, Solomon und andere Angestellte zu schikanieren, bedrohten sie und durchsuchten wiederholt das Krankenhaus sowie ihre Wohnungen. 

Trotz alledem behandelten Solomon und seine Kolleg*innen weiterhin Patient*innen. Im Dezember häuften sich jedoch die Drohanrufe. Später erfuhr er, dass das Militär seinen Namen auf eine Liste von Personen gesetzt hatte, die verdächtigt wurden, Fano-Kämpfer medizinisch zu behandeln.

Die Bedrohung hätte kaum ernster sein können. Das Militär und verbündete Milizen der Regierung in der Region haben Angriffe auf medizinisches Personal verübt und dabei sogar Menschen getötet

Äthiopische Regierungstruppen haben wiederholt Krankenhäuser auf der Suche nach Menschen mit Verletzungen wie Schusswunden überfallen, die das Militär als Beweis für die Teilnahme an Kämpfen oder die Zugehörigkeit zum Feind ansieht.

Außerdem haben sie medizinische Vorräte geplündert bzw. zerstört und Krankenwagen ins Visier genommen, in mindestens einem Fall anscheinend auch durch einen Drohnenangriff.

Da er um sein Leben fürchtete, floh Solomon schließlich aus der Stadt. Er ist nicht allein. Immer mehr Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen und andere Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens in der Amhara-Region mussten ihre ärztliche Tätigkeit aufgeben oder haben ihren Wohnsitz hinter die Frontlinie verlegt.

Das Ergebnis all dessen ist die völlige Vernichtung des Gesundheitssystems in der Amhara-Region, wie ein neuer Bericht aufzeigt.

Diese umfassenden Angriffe der äthiopischen Sicherheitskräfte kommen Kriegsverbrechen gegen medizinische Fachkräfte, Patient*innen und Gesundheitseinrichtungen gleich.

Das humanitäre Völkerrecht - auch als Kriegsrecht bekannt - verbietet Angriffe auf Zivilpersonen und zivile Objekte. Darüber hinaus gewährt es Gesundheitseinrichtungen, medizinischem Personal, Patient*innen und Krankenwagen besonderen Schutz. 

Da die Zivilbevölkerung weiterhin die Hauptlast der Kämpfe in der Amhara-Region zu tragen hat und die Zahl der Kriegsverbrechen zunimmt, werden auch die Fragen für die Außenwelt immer drängender.

Was werden die internationalen Partner Äthiopiens tun? Werden sie auf ein Ende der Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen drängen? Werden sie fordern, dass die Verantwortlichen für die Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden? Und werden die Verbündeten Äthiopiens Konsequenzen ziehen, wenn sich die Regierung weigert?

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