Überlegst du dir, ein neues Auto zu kaufen? Dann solltest du das hier zuerst lesen.
Sicherlich sind dir die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die die chinesische Regierung in der nordwestlichen Provinz Xinjiang begeht, bereits bekannt. Zu den vielen schweren Verbrechen gegenüber Uiguren und anderen turkstämmigen muslimischen Minderheiten, die dort leben, gehört auch die Zwangsarbeit.
Es könnte eine ziemlich direkte Verbindung von dieser Zwangsarbeit zu dem Auto geben, das du dir gerade anschaust. Und zwar über Aluminium.
Aluminium ist ein wesentliches Element bei der Herstellung von Autos. Das Metall und seine Legierungen werden in Dutzenden von Autoteilen verwendet, von Motorblöcken und Fahrzeugrahmen bis hin zu Felgen und elektrischen Batteriekomponenten. Diese Teile sind in Autos aus chinesischer Produktion zu finden und werden auch an Autohersteller weltweit exportiert.
Die Herkunft dieses Aluminiums kann jedoch hochgradig problematisch sein.
Die Aluminiumproduktion in Xinjiang ist in den letzten Jahren massiv angestiegen. Sie macht heute etwa neun Prozent des weltweiten Gesamtbedarfs aus. Das meiste Aluminium aus Xinjiang wird aus der Region verschifft und mit anderen Metallen für die Herstellung von Aluminiumlegierungen in anderen Teilen Chinas vermischt, unter anderem für die Autoindustrie.
Sobald ein Aluminiumbarren eingeschmolzen und mit anderen Materialien vermischt wurde, ist es jedoch unmöglich festzustellen, ob oder wie viel davon aus Xinjiang stammt. Auf diese Weise gelangt das durch Zwangsarbeit belastete Aluminium in die nationalen und globalen Lieferketten.
Wie viele andere Industrien in Xinjiang beteiligen sich auch die Aluminiumhersteller an den von der chinesischen Regierung geförderten Arbeitstransferprogrammen. Das ist ein Zwangsarbeitssystem, das Uighur*innen und andere turkstämmige Muslim*innen dazu zwingt, in Xinjiang und anderen Regionen zu arbeiten.
Wenn du dir ein neues Auto anschaffen willst, würdest du sicher gerne eine Verwicklung in all diese Dinge meiden.
Leider können dir die globalen Autohersteller in der Regel nicht sagen, ob ihre Autos zum Teil mit Zwangsarbeit aus Xinjiangs Aluminium gebaut werden oder nicht. Tatsache ist, dass die Autokonzerne oft einfach nicht wissen, woher das Aluminium kommt.
Oder genauer gesagt, fragen sie allzu oft nicht nach.
Ein neuer Bericht zeigt auf, wie große Autokonzerne - wie General Motors, Tesla, BYD, Toyota und Volkswagen - es versäumen, das Risiko von Zwangsarbeit in ihren Aluminiumlieferketten zu minimieren.
Einige mögen nun einwenden, dass es für Unternehmen angesichts der extremen Unterdrückung und Überwachung in Xinjiang unmöglich ist, Anschuldigungen über Zwangsarbeit dort ordnungsgemäß zu untersuchen. Die Beschäftigten und andere potenzielle Informant*innen leben unter ständiger Bedrohung. Das ist natürlich wahr.
Aber das bedeutet nicht, dass Unternehmen sich mit der Situation abfinden und weitermachen sollten wie bisher. Sie sollten stattdessen ihre Lieferketten überprüfen und sich von allen Lieferanten trennen, die Teile oder Materialien aus Xinjiang beziehen. Kurz gesagt: Sie sollten davon ausgehen, dass jedes Aluminium, das aus Xinjiang kommt, durch Zwangsarbeit belastet sein könnte.
Und was ist mit dir, dem potenziellen Autokäufer? Was solltest du tun?
Ich würde gerne sagen: "Nimm stattdessen den Bus", aber abgesehen davon, dass das für manche Leute einfach nicht praktikabel ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass auch in Bussen Aluminium verwendet wird.
Wie bei so vielen Dingen, wenn wir über Menschenrechtsverletzungen und die von uns erworbenen Produkte sprechen, ist dies kein Problem, das auf der Ebene einzelner Verbraucher*innen durch individuelle Entscheidungen gelöst werden kann. Vielmehr müssen die Regierungen aktiv werden und stärker darauf achten, dass die Unternehmen die Menschenrechte in China einhalten.
Die gute Nachricht ist, dass einige Länder einen ersten Schritt gemacht haben. Mehrere Regierungen, darunter die Vereinigten Staaten und die Europäische Union, haben Gesetze erlassen bzw. geplant, die die Einfuhr von Produkten verbieten, die mit Zwangsarbeit in Verbindung stehen. Regierungen sollten auch Gesetze erlassen, die Unternehmen dazu verpflichten, ihre Lieferketten offenzulegen und mögliche Verbindungen zu Menschenrechtsverletzungen zu identifizieren.
Wenn du wissen willst, was du als Einzelperson tun kannst, dann ist das klar: Unterstütze solche staatlichen Maßnahmen.
Es ist zwar gut, wenn du ein besorgter Verbraucher bist und über deine Entscheidungen nachdenkst, aber als engagierter Wähler kannst du letztendlich mehr bewirken.
Mehr zu diesem Thema erfährst du in unserem LinkedIn-Audio-Event (auf Englisch) heute um 16.00 Uhr MEZ, 10.00 Uhr EST.