„Solomon“ ist 14, aber er arbeitet wie ein Erwachsener. Er schuftet in einer kleinen Goldmine im Norden Ghanas, 12 Stunden am Tag. Die Arbeit ist hart: "Das Tragen des Erzes ist harte Arbeit“, sagt er, „ich habe oft Schmerzen".
Seit dem Beginn der Covid-19-Pandemie sind die Einkommen vieler Familien eingebrochen, und Kinderarbeit hat in vielen Ländern der Welt zugenommen. Ein neuer Bericht von Human Rights Watch zeigt, wie Kinder aufgrund von zunehmender Armut in Uganda, Ghana und Nepal ausbeuterische und gefährliche Arbeiten verrichten, gesundheitliche Schäden davontragen und den Schulbesuch abbrechen.
Auch in den Lieferketten deutscher Unternehmen steckt Kinderarbeit. Kinder schürfen Mineralien, nähen Kleidung und bauen Tabak an, die bei uns konsumiert werden. Das von der Bundesregierung vorgeschlagene Lieferkettengesetz würde menschenrechtliche Mindeststandards in den Lieferketten von Großunternehmen einführen und könnte so helfen, Kinder vor Ausbeutung in globalen Lieferketten zu schützen. Der Bundestag wird voraussichtlich im Juni über das Gesetz abstimmen, und die Chancen stehen gut, dass es verabschiedet wird, nachdem sich Befürworter und Gegner des Gesetzes kürzlich auf einen Kompromisstext geeinigt haben.
Obwohl dies eine gute Nachricht ist, wird das Gesetz wahrscheinlich nicht so effektiv sein wie erhofft. Denn es verlangt eine Sorgfaltsprüfung nur bei direkten Zulieferern—und nicht bei solchen, die weiter unten in der Lieferkette angesiedelt sind, wo oft die gravierendsten Verstöße stattfinden. Bei solchen mittelbaren Zulieferern sieht das Gesetz vor, dass Unternehmen lediglich eine „anlassbezogene“ menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung durchführen müssen, wenn sie Kenntnis von Missständen erlangen. Auch wird es nur für Großunternehmen ab 1000 Mitarbeitenden gelten und sieht keine Haftung bei Verstößen vor.
Das Lieferkettengesetz ist ein wichtiger und längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung. Es macht klar: Konzerne werden zukünftig zur Verantwortung gezogen. Aber es ist hoffentlich nicht der letzte Schritt. Ein robustes Gesetz sollte Sorgfaltspflicht entlang der gesamten Lieferkette verbindlich machen, eine Haftungsregelung vorsehen und bereits für Firmen ab 250 Mitarbeitenden gelten. Verbesserungen werden notwendig sein, damit Jungen wie Solomon die Mine verlassen und zur Schule gehen können.