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Standpunkt: Ungarische Polizei beschuldigt Opfer in Anti-Vergewaltigungs-Kampagne

„Du trägst Verantwortung, du kannst etwas dagegen tun“. Das ist die Botschaft einer an Studenten gerichteten Anti-Vergewaltigungs-Kampagne der ungarischen Polizei.

In einem Video zur öffentlichen Sicherheit, das von der Polizei im Verwaltungsbezirk Baranya produziert und am 21. November zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, sind junge Frauen zu sehen, die Alkohol konsumieren, freizügige Kleidung tragen und mit jungen Männern flirten. Jede Szene endet damit, dass eine der jungen Frauen geschlagen und missbraucht wird. Das Video erntete Kritik von Frauenrechtsgruppen in Ungarn und zog die Aufmerksamkeit internationaler Medien auf sich.

Am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, gab die Polizei im Verwaltungsbezirk Vas ihre eigene öffentliche Stellungnahme heraus, in der sie sagte, dass Flirten von jungen Frauen oft „Gewalt hervorrufen“ könne.

So shockierend diese Kampagnen sein mögen und so stark sie auch die Opfer zu Schuldigen machen, die Einstellungen die ihnen unterliegen, überraschen mich nicht. Sie stimmen überein mit den Ergebnissen eines Human Rights Watch Berichts zu häuslicher Gewalt in Ungarn aus dem Jahr 2013.

Während meiner Arbeit an dem Bericht, beschwerten sich weibliche Opfer häuslicher Gewalt in Ungarn bei mir über das feindselige und nachlässige Verhalten der Polizei. Dies schloss auch Fälle ein, bei denen die Polizeibeamten den Frauen die Schuld für die Gewalt gaben, der sie durch ihre Partner ausgesetzt waren. Frauen erzählten mir, dass wenn sie sich an die Polizei wandten, um Schutz vor einem gewalttätigen Partner zu suchen, die Standard-Antwort war, dass „so lange kein Blut fließt“, die Polizei nichts tun könne. Diese Frauen verloren ihr Vertrauen in die Bereitwilligkeit der Polizei ihnen zu helfen.

Seitdem der Bericht veröffentlicht wurde, unterschrieb die ungarische Regierung das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, die Istanbulkonvention, die jetzt noch ratifiziert werden muss. Und die Polizei veröffentlichte Trainingsmaterial zu häuslicher Gewalt für Studenten an Polizeischulen.

Aber diese Videos zeigen, dass es noch viel mehr Arbeit bedarf, um die Einstellungen innerhalb der Polizei zu verändern und Frauen, denen Gewalt widerfährt, das Vetrauen zu geben, sich zu melden und Hilfe zu suchen.

Jedes Jahr setzt der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen den Beginn für eine 16-tägige globale Kampagne, um das Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen zu stärken. Wenn die Polizei in Ungarn wirklich etwas dafür tun will, Frauen vor Gewalt zu schützen, sollte sie die nächsten zwei Wochen nutzen, um der Öffentlichkeit klar zu machen, dass die Täter, und nicht die Opfer, die Verantwortung tragen und dass die Polizei diese Gewalttäter zur Rechenschaft ziehen wird.

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