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USA: Neue tote Gefangene in Afghanistan entdeckt

Rumsfeld sollte Strafverfolgungen beschleunigen, um mehr Missbrauch zu vermeiden

(New York, 13. Dezember 2004) – Neue Fälle von toten Häftlingen wurden in den US-Haftanstalten in Afghanistan entdeckt, erklärte Human Rights Watch in einem offenen Brief an den US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Grund für die neuen Enthüllungen sei das Versagen der US-Regierung die Missbrauchsfälle strafrechtlich aufzuklären, so Human Rights Watch weiter, und drängte Rumsfeld dazu, die Ermittlungen und Strafverfolgungen von Militärpersonal und Beamten, die in die Missbrauchs- und Todesfälle verwickelt sind, zu beschleunigen.

„Für die Vereinigten Staaten ist es an der Zeit über die Verbrechen durch die US-Streitkräfte in Afghanistan auszupacken“, so Brad Adams, Direktor der Asienabteilung von Human Rights Watch. „Die Vereinigten Staaten müssen die Personen, die in diese Missbrauchs- und Todesfälle verwickelt sind, mit Nachdruck verfolgen“.

Die neuen Entdeckungen umfassen:

  • Einen neuen Fall von 2004. Sher Mohammad Khan wurde am 24. September 2004 während einer Razzia in seinem Elternhaus nahe Khost verhaftet. Er starb am späten Abend des folgenden Tages in der US-Militärbasis.
  • Einen neuen Fall von 2003. Ermittler des ‚Crimes of War’ Projekts, einer Nichtregierungsorganisation, entdeckten im September 2004 einen toten Gefangenen. Jamal Naseer, ein Soldat der von den USA unterstützten afghanischen Armee, wurde angeblich im März 2003 getötet, nachdem er und sieben weitere Soldaten versehentlich von den US-Streitkräften verhaftet, in die Basis in Gardez verbracht und dort gefoltert wurde.
  • Einen neuen Fall von 2002. Neue Beweise wurden in einem angeblichen Mord – einer der ersten bekannt gewordenen angeblichen Morde – an einem Gefangenen durch vier US-Militärbeamte im oder vor dem September 2002 gefunden.

Insgesamt wurde bis jetzt von sechs Häftlingen, die angeblich in US-Gefangenschaft in Afghanistan gestorben sind, berichtet. Darunter vier Fälle von angeblichem Mord, bzw. Totschlags. Die Vereinigten Staaten haben nur eine Handvoll strafrechtlicher Ermittlungen in die Missbrauchs- und Todesfälle in Afghanistan angekündigt. Nur zwei Personen wurden bisher öffentlich angeklagt.

„Die US-Regierung schleppt die Ermittlungen hinaus,“ meinte Adams.

Das Versagen, gegen die Misshandlungen zu ermitteln und der Strafbarkeit zu unterziehen, habe zu einem Klima der Straflosigkeit unter einigen Ermittlern geführt und so weitreichende Misshandlungen ermöglicht, so Human Rights Watch heute. Einige Militärwächter und Vernehmungsbeamten, die in früheren Missbrauchsfällen in Afghanistan verwickelt waren, wurden später, nachdem der Krieg im Irak losging, zum Dienst nach Abu Ghureib versetzt. Einige von ihnen waren dort in neue Fälle von Missbrauch verwickelt.

In dem heutigen Brief rief Human Rights Watch den US-Verteidigungsminister Rumsfeld auch dazu auf, die Veröffentlichung einer internen Untersuchung des Pentagon über die Verhaftungsoperationen in Afghanistan, die in diesem Sommer durch Brigadegeneral Charles H. Jacobz geführt wurden, anzuordnen.

Der offene Brief ist zu lesen unter:
https://www.hrw.org/english/docs/2004/12/10/afghan9838.htm

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