Jedes Jahr gedenken Tibeter*innen weltweit an diesem Tag, dem 10. März, des tibetischen Volksaufstandstags. Er markiert den Aufstand von 1959 gegen die chinesische Herrschaft in Tibet.
Aber natürlich können Tibeter*innen in China diesen Tag nicht öffentlich begehen. Die Unterdrückung der Tibeter*innen in ihrer Heimat durch Peking ist enorm. Und tatsächlich hat sie sich unter dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping noch verschlimmert.
Aktuell hört man in den internationalen Nachrichten nicht viel über Tibet. Dies ist zum großen Teil beabsichtigt – das heißt, es ist von Seiten der regierenden Kommunistischen Partei Chinas beabsichtigt. Es ist eine Folge der zunehmenden Bemühungen Chinas, Informationen aus der Region durch strenge Überwachung und Zensur fernzuhalten.
Es ist der Teil der Unterdrückung in Tibet, der die Außenwelt davon abhält, alle anderen Teile der Unterdrückung in Tibet zu sehen.
Diese Unterdrückung umfasst jedoch noch weitaus mehr Aspekte.
In Tibet gibt es keine Meinungsfreiheit, keine Versammlungsfreiheit, keine Vereinigungsfreiheit und keine Religionsfreiheit.
Eine unabhängige Zivilgesellschaft – also Menschen, die sich friedlich um gemeinsame Interessen herum organisieren – ist schlichtweg nicht möglich. Die chinesische Regierung hat das Wenige, was von der tibetischen Zivilgesellschaft noch übrig war, dezimiert.
Sie hat tibetische Websites gesperrt, welche die tibetische Sprache und Kultur fördern. Sie hat im Wesentlichen den Gebrauch von Mandarin-Chinesisch als Unterrichtssprache in Schulen erzwungen. Sie hat privat finanzierte Schulen geschlossen, selbst solche, die dem von der Regierung genehmigten Lehrplan folgten.
Im Rahmen von Programmen zur Umsiedlung ganzer Dörfer haben die Behörden Menschen massenhaft aus ihren seit langem bestehenden Dörfern in neue, von der Regierung gebaute und verwaltete Unterkünfte umgesiedelt. Hunderttausende weitere wurden im Rahmen von Programmen zur Umsiedlung einzelner Haushalte umgesiedelt.
Insgesamt scheinen diese repressiven Maßnahmen darauf abzuzielen, die einzigartige Kultur, Sprache und Identität der Tibeter*innen auszuhöhlen und auszulöschen.
Und wer in Tibet auch nur eine dieser Maßnahmen in Frage stellt, riskiert, „verschwunden“ zu werden, inhaftiert und/oder gefoltert zu werden.
Die Übergriffe der chinesischen Regierung enden auch nicht an ihren Grenzen. Sie hat Tibeter*innen in Nepal zum Schweigen gebracht und diejenigen ins Visier genommen, die in westlichen Ländern leben.
Was kann dagegen unternommen werden?
Zunächst sollten Regierungen, die sich als Verfechter der Menschenrechte bezeichnen, ihre Unterstützung für tibetische Gruppen weltweit verstärken. Insbesondere tibetische Gruppen, die Menschenrechtsverletzungen in Tibet dokumentieren und sich für den Erhalt der tibetischen Identität und Kultur einsetzen, brauchen jetzt mehr denn je Unterstützung.
Zweitens: Auf individueller Ebene sollten wir alle weiterhin über Tibet sprechen. Wie bei anderen Verbrechen, die von Chinas Behörden begangen wurden, wie Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Xinjiang oder das Tiananmen-Massaker, möchte die chinesische Regierung, dass die Welt ihre Verbrechen in Tibet ignoriert und vergisst.
Jede öffentliche Erwähnung, jeder Beitrag in den sozialen Medien, jedes geteilte Video ist ein Zeichen der Unterstützung – ein kleiner Beitrag für die Erinnerung und gegen das Vergessen.