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Schüler*innen in Hillsborough County protestieren, nachdem die Bildungsbehörden im US-Bundesstaat Florida beschlossen haben, den Unterricht zu den Themen Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung in allen Klassenstufen der öffentlichen Schulen zu verbieten. © 2023 REUTERS/Octavio Jones

Manchmal wenden sich Leser*innen und Freund*innen an uns und bitten um Rat. Sie haben Schwierigkeiten, die Flut von Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land zu ertragen, oder sie bereiten sich auf eine solche Flut vor.

Vielleicht hat sich die politische Situation dramatisch verändert – weg von der Demokratie und hin zu einer autoritären Regierung – und sie haben das Gefühl, dass sie etwas anderes tun müssen als nur Katastrophenszenarien zu durchspielen. Sich widersetzen.

Aber wie? Sie waren noch nie zuvor Aktivist*innen für Demokratie und Menschenrechte. Wo soll man da anfangen?

Natürlich wurden darüber schon Bücher geschrieben, aber man sollte mit diesen drei Dingen beginnen:

Erstens: Halte an der Wahrheit fest. Autoritäre Machthaber und Möchtegerns fluten die Informationskanäle mit Lügen. Manchmal geht es darum, die Öffentlichkeit so zu manipulieren, dass sie diese Lügen glaubt und ihre Weltanschauung übernimmt. Manchmal geht es einfach darum, die Menschen zu verwirren, damit sie ihren eigenen Augen und Ohren nicht mehr trauen, und sie so zu einer passiven Haltung zu bewegen – wenn man sich nicht mehr sicher ist, was wahr ist, ist es unwahrscheinlich, dass man Widerstand leistet.

Unternimm etwas, um an den Fakten festzuhalten, und, was noch wichtiger ist, an der Vorstellung, dass es Fakten gibt und sie immer noch von Bedeutung sind. Schreibe Tagebuch, poste in den sozialen Medien, erstelle ein Video, sende E-Mails an Freundinnen und Freunde – alles, womit du dich an die Fakten erinnerst und/oder sie weitergibst.

Versuche dabei, die Lügen nicht zu wiederholen und auch nicht zu „entlarven“. Diesen Lügen wird bereits zu viel Aufmerksamkeit geschenkt, und die Kommunikationsforschung zeigt, dass das Wiederholen einer Lüge die falsche Vorstellung in den Köpfen der Menschen nur noch verstärkt. Wenn du unbedingt eine Lüge erwähnen musst, wende die „Truth Sandwich“-Technik an.

Zweitens: Mach das, worin du gut bist. Du hast vielleicht (noch) keine Erfahrung im Aktivismus, aber du weißt, wie man Lieder schreibt, Server einrichtet, Kuchen backt, Schilder bemalt, Veranstaltungen organisiert, einen Bus fährt, Informationen verbreitet, Erste Hilfe leistet und andere Dinge, die für lokale und nationale Bewegungen nützlich sein können.

Konzentriere dich nicht von Anfang an auf das, was du nicht kannst. Diese Dinge lernst du im Laufe der Zeit. Konzentriere dich auf das, was du beitragen kannst, und arbeite als Teil eines größeren Teams in deiner Region.

Drittens: Achte auf deine Gesundheit. Der Kampf für Demokratie und Menschenrechte gegen autoritäre politische Kräfte wird lang und schwierig sein. Er ist frustrierend, oft emotional anstrengend und vielleicht sogar körperlich gefährlich. Mach dir klar, dass es sich um mehrere Marathons handelt, nicht um einen einzigen Sprint.

Mach Pausen. Verbringe Zeit mit deinem Freundeskreis. Ernähre dich gesund. Treibe Sport.

Verfallt nicht der Sucht nach den Medien der Online-Empörung. Wenn ihr zusammenbrecht, tut ihr niemandem einen Gefallen.

Zum Schluss noch ein Ratschlag für alte Hasen. Es gibt so viele Menschen da draußen, die sich jetzt engagieren wollen, aber nicht wissen, wie. Helft ihnen, Wege zum Engagement zu finden, und heißt sie vor allem willkommen.

Manchmal begegnen erfahrene Aktivist*innen und langjährige sozial engagierte Menschen Neuankömmlingen mit einer Haltung wie: „Warum hat das so lange gedauert?“ oder „Warum hast du dich nicht früher zu Wort gemeldet?“ Aber jede*r hat seine eigene Lernkurve.

Groll über die Vergangenheit zu hegen, führt zu nichts in der Zukunft. Neue Mitstreiter*innen und Verbündete willkommen zu heißen, könnte jedoch etwas bewirken.

Your tax deductible gift can help stop human rights violations and save lives around the world.