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Wann hast du deinen Reisepass das letzte Mal erneuert?

Es war wahrscheinlich keine große Sache. Vielleicht hast du dich darüber beschwert, dass es zu lange dauert oder zu viel kostet, aber nicht mehr als das. Vielleicht erinnerst du dich nicht einmal daran. 

Es ist eine dieser lästigen bürokratischen Angelegenheiten, die man alle fünf oder zehn Jahre durchlaufen muss. Selbst wenn du im Ausland lebst, ist es wahrscheinlich nicht kompliziert. Du gehst einfach mit den ausgefüllten Formularen zur nächstgelegenen Botschaft oder zum nächstgelegenen Konsulat. Oder du kannst den gesamten Vorgang sogar online erledigen und dir deinen nagelneuen Reisepass per Post zuschicken lassen.

Aber einige autoritäre Regime haben solche Routineangelegenheiten zu einem Mittel, um im Ausland lebende Staatsangehörige zu kontrollieren, gemacht. Du kannst nicht einfach in der Botschaft vorbeischauen. Vergiss es, es online zu machen. Nein, du musst zurück „nach Hause“ gehen.

Sobald du dort bist, können die Behörden mit dir machen, was sie wollen. Du weißt das, und du weißt, was sie mit Menschen machen, die Dinge sagen, die ihnen nicht gefallen. Also hältst du den Mund, auch im Ausland, denn du brauchst dieses Dokument. 

In dem Land, in dem du lebst, verlangt die Regierung es für alle möglichen Dinge, wie dein Visum und deine Aufenthaltserlaubnis. Du brauchst einen legalen Status in deinem Gastland, und diese Dokumente sind für alles unerlässlich, z. B. um arbeiten, studieren und an sozialen Programmen teilhaben zu können. Ohne einen Ausweis ist es äußerst schwierig, seine Rechte einzufordern.

Turkmenistan ist ein Beispiel für ein autoritäres Regime, das diese Art der transnationalen Unterdrückung praktiziert: Erpressung per Reisepass. (Belarus ist ein weiteres Beispiel.) Die turkmenischen Behörden zwingen im Ausland lebende Staatsangehörige, nach Turkmenistan zurückzukehren, um ihren Reisepass zu erneuern.

Die Rückkehr birgt jedoch enorme Risiken für sie. Turkmenistan gehört zu den repressivsten Ländern der Welt. Die Behörden lassen Andersdenkende manchmal verschwinden, und ihre Familien wissen jahrelang nicht einmal, ob sie noch am Leben sind. Folter ist an der Tagesordnung.

Kurz gesagt, im Ausland lebende Menschen aus Turkmenistan stehen vor einer schrecklichen Wahl: Sie können in ihrem Aufenthaltsland ohne Papiere leben und dabei alle möglichen Schwierigkeiten und Abschiebungen riskieren oder nach Turkmenistan zurückkehren, um einen Reisepass zu beantragen, und riskieren, mit einem Ausreiseverbot belegt zu werden oder schlimmer noch, zu verschwinden oder gefoltert zu werden. 

Die beste Lösung wäre, wenn Turkmenistan einfach im Ausland Pässe ausstellen würde, wie es viele andere Länder tun. Bis es jedoch so weit ist, müssen Länder, die turkmenische Migrant*innen aufnehmen – wie die Türkei – erkennen, dass es sich hierbei um ein Problem handelt, und entsprechend handeln.

Ob mit oder ohne gültigem Reisepass: Kein Land sollte jemanden zur Rückkehr nach Turkmenistan zwingen, wenn dort das Risiko von Verfolgung oder Folter besteht. Es darf auch nicht sein, dass außerhalb Turkmenistans lebende turkmenische Migrant*innen darunter leiden müssen, dass die turkmenischen Behörden die Verlängerung ihrer Reisepässe im Ausland verweigern.

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