Nach dem Ausbruch des von Gräueltaten geprägten Konflikts in Sudan im vergangenen Jahr mussten Hunderttausende Sudanes*innen und Menschen aus anderen Ländern um ihr Leben fürchten – und flohen in Nachbarländer. Die meisten von ihnen sind im Westen im Tschad gelandet, aber Zehntausende haben im Osten in Äthiopien Zuflucht gesucht.
In Äthiopien sind jedoch viele Opfer des sich verlagernden Konflikts in der nordwestlichen Amhara-Region zwischen äthiopischen Regierungstruppen und der Amhara-Milizgruppe Fano geworden.
Es klingt wie eine Situation, in der man vom Regen in die Traufe kommt, aber die ganze Geschichte ist eher wie von einem Feuer ins nächste zu geraten.
Viele dieser Geflüchteten kamen nach ihrer Flucht aus dem zerstörten Sudan in zwei Lager in der Region Amhara. Aber an diesen ersten Orten fanden sie nur noch mehr Unsicherheit und Gewalt vor. Unbekannte bewaffnete Männer und Milizen aus der Region begingen Morde, verübten Prügelattacken, Plünderungen, Entführungen gegen Lösegeld und setzten Zwangsarbeit ein.
Um dieses Problem anzugehen und die Geflüchteten besser zu schützen, verlegten die äthiopischen und die UN-Flüchtlingsbehörden im Juli dieses Jahres Tausende von Geflüchteten in ein neues Lager in der Region Amhara.
Doch seit dem vergangenen Monat kommt es in der Nähe dieser neueren Geflüchtetenlager zu Zusammenstößen zwischen der Fano-Miliz und den äthiopischen Streitkräften. Die Fano-Miliz hat auch einige Lager besetzt, wodurch die Geflüchteten weiteren Angriffen ausgesetzt sind.
Kurz gesagt: Sie sind vor Gewalt und Gräueltaten im Sudan geflohen, nur um in Äthiopien auf noch mehr davon zu stoßen. Sie sind den Fängen der Kriegsparteien im Sudan entkommen, nur um in Äthiopien Opfer von Übergriffen durch nicht identifizierte bewaffnete Männer, die Fano-Miliz und in jüngster Zeit auch durch Regierungstruppen zu werden.
Die äthiopische Regierung muss mehr tun. Sie ist nach internationalem Recht gesetzlich verpflichtet, diesen Geflüchteten Schutz zu gewähren. Auch Äthiopiens internationale Partner müssen mehr tun und ihre Hilfe aufstocken, damit diese Geflüchteten medizinische Versorgung, Nahrung, Unterkunft und andere Nothilfe erhalten.
Diese Menschen sind vor dem Horror in ihrer Heimat geflohen. Sie brauchen dringend Schutz und keine weiteren Schrecken.