(Nairobi) – Der führende burundischer Menschenrechtsaktivist, Pierre Claver Mbonimpa, wurde am Abend des 3. August 2015 in der Hauptstadt Bujumbura angeschossen und verletzt, so Human Rights Watch. Er befindet sich derzeit auf der Intensivstation.
„Wir sind schockiert über die unverfrorene Attacke gegen einen der bekanntesten und am meisten respektierten Aktivisten Burundis“, sagte Daniel Bekele, Leiter der Afrika-Abteilung von Human Rights Watch. „Die burundischen Behörden sollen sofort Maßnahmen treffen, um Mbonimpas Sicherheit und Schutz zu gewährleisten.“
Am Morgen des 3. August verbreiteten sich in den Sozialen Medien Gerüchte, dass Mbonimpa angeschossen oder verhaftet worden war. Zu diesem Zeitpunkt waren diese Gerüchte jedoch unbegründet. Mbonimpa verbrachte einen normalen Arbeitstag.
Nachdem er sein Büro um 17.30 Uhr verlassen hatte, wurde er in seinem Auto von einem unbekannten Mann auf einem Motorrad angeschossen. Er erlitt Verletzungen im Gesicht und im Nacken und wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht.
Mbonimpa, 67, ist Präsident der Association pour la Protection des Droits Humains et des Personnes détenues (APRODH), eine der größten Menschenrechtsorganisationen in Burundi. Er wurde im Mai 2014 verhaftet und angeklagt, die Staatssicherheit gefährdet zu haben, wegen Äußerungen, die er im Radio gemacht hatte. Nachdem er schwer erkrankte, wurde er aus medizinischen Gründen vorläufig entlassen. Die Anklagepunkte gegen ihn wurden jedoch nicht fallengelassen.
Die Regierung geht seit April 2015 immer stärker gegen Gegner und Kritiker in Burundi vor, nachdem Präsident Pierre Nkurunziza verkündete hatte, dass er eine dritte, äußerst umstrittene Amtszeit anstrebte. Die meisten Menschenrechtsaktivisten und Journalisten verließen dann aus Sicherheitsgründen das Land. Mbonimpa ist einer der wenigen, die sich dazu entschlossen, in Burundi zu bleiben.
Nur einen Tag vor der Attacke gegen Mbonimpa wurde der frühere Geheimdienschef Adolphe Nshimirimana in Bujumbura ermodert. Er war eine einflussreiche Persönlichkeit und ein wichtiger Verbündeter Nkurunzizas.
Es besteht das Risiko, dass die beiden Ereignisse in der sich immer mehr verschlechternden Sicherheitslage weitere Spannungen verursachen, so Human Rights Watch. Nkurunziza gewann im Juli die Wahlen, welche die meisten Oppositionsparteien boykottierten. Den Wahlen folgten wochenlange Demonstrationen gegen Nkurunzizas dritte Amtszeit, Proteste wurden brutal niedergeschlagen, und es kam zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten.
„Die burundische Regierung soll umgehend reagieren, damit die zwei schockierenden Attacken nicht zu weiteren Gewaltausbrüchen führen“, so Bekele. „Der Präsident und seine leitenden Beamten sollen öffentlich zur Ruhe aufrufen, vor Racheattacken warnen und gewährleisten, dass die Verantwortlichen dieser Vergehen umgehend zur Rechenschaft gezogen werden. “