Die tunesische Regierung versprach am Mittwoch, sie werde Gefangene nicht länger als zehn Tage in Isolationshaft nehmen, berichtete Human Rights Watch. Darüber hinaus bekam Human Rights Watch die Erlaubnis, tunesische Gefängnisse zu besichtigen, in denen Häftlinge seit Jahren in Isolationshaft gehalten werden.
„Wir begrüßen die Entscheidung der tunesischen Regierung, die grausame Praxis der Langzeit-Isolationshaft zu beenden“, erläuterte Sarah Leah Whitson, Leiterin der Abteilung für den Nahen Osten und Nordafrika von Human Rights Watch. „Wir halten jedoch weiterhin an den Schlussfolgerungen unseres Berichts fest und sind gespannt darauf tunesische Gefängnissen zu besuchen. So können wir sicherstellen, dass die Regierung ihre Versprechen vollständig erfüllt.“
Am Mittwoch hatten tunesische Regierungsvertreter in einem Treffen mit Human Rights Watch erklärt, Tunesien werde die Praxis der Langzeit-Isolationshaft beenden. Die Vertreter gaben zu, dass Gefangene zwar in „Einzelzellen“ eingesperrt seien, bestritten jedoch, dass dies gegen den Willen der Häftlinge geschehen sei. Die Isolationshaft sei entweder nur auf den Wunsch der Gefangenen, die von den anderen Gefängnisinsassen getrennt leben wollten, oder als Strafmaßnahme für die Dauer von maximal zehn Tagen verhängt worden.
Vor dem Treffen hatte Human Rights Watch einen Bericht veröffentlicht, in dem sie die Regierung beschuldigte, 40 politische Gefangene gegen ihren Willen in Einzelhaft oder in „kleinen isolierten Gruppen“ gefangen zu halten, in denen bis zu drei Gefangene, getrennt vom übrigen Gefängnis, sich eine Zelle teilen. Der Bericht basierte neben anderen Quellen auf Interviews, die mit erst vor kurzem aus der Haft entlassenen politischen Gefangenen geführt wurden.
Die tunesische Regierung versprach den Mitarbeitern von Human Rights Watch, dass sie bei ihrem nächsten Besuch tunesiche Gefängnisse besuchen könnten. Seit 1991, als eine tunesischen Meschenrechtsorganisation einen einzigen Besuch in einem Gefängnis machen durfte, war unabhängigen Menschenrechtsorganisation der Zugang zu Gefängnissen verwehrt.