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Nigeria: Blutvergießen im Bundesstaat Plateau muss ein Ende nehmen

Regierung muss Yelwa-Massaker untersuchen und für Sicherheit sorgen

(London, 11. Mai 2004) - Die nigerianische Regierung muss sofort eine unabhängige Untersuchung des Massakers an mehreren hundert Menschen am 2. Mai in Yelwa aufnehmen, forderte Human Rights Watch heute. Die föderalen und regionalen Behörden müssen auch konkrete Maßnahmen ergreifen, um eine weitere Eskalation der Gewalt zwischen den ethnischen Gruppen im Plateau-Staat zu verhindern.

„Im Gegensatz zu den Erkenntnissen früherer Untersuchungskommissionen sollten die Ergebnisse dieser Untersuchung veröffentlicht und entsprechende Schritte eingeleitet werden,“ meinte Peter Takirambudde, Direktor der Afrika-Abteilung von Human Rights Watch.

Mit Waffen ausgerüstete Angehörige der vorwiegend christlichen Tarok-Gemeinschaft griffen am 2. Mai den überwiegend von der muslimischen Bevölkerungsgruppe der Fulani bewohnten Ort Yelwa im Süden des Plateau-Staates an. Der Angriff war offenbar ein Vergeltungsschlag für frühere Angriffe von Seiten der Fulani gegen die Taroks. Zeugen vor Ort beschreiben den Angriff auf den Ort Yelwa als verheerend.

Mehrere hundert Menschen wurden glaubwürdigen Berichten zufolge, die auf Aussagen von Bewohnern basieren, ermordet. Die genaue Zahl der Todesopfer wurde jedoch noch nicht veröffentlicht. Die Täter benutzten Feuerwaffen und Macheten und die Opfer wurden in mehreren Massengräbern begraben. Große Teile der Stadt wurden verwüstet. Tausende von Bewohnern von Yelwa wurden vertrieben und die Region ist zu einem höchst polarisierten Gebiet geworden.

Der Überfall auf Yelwa war die Fortsetzung einer Reihe von früheren Zusammenstößen zwischen Taroks und Fulanis, die sich seit langem in einem Konflikt um Land und politische und wirtschaftliche Kontrolle befinden.

Human Rights Watch fordert die nigerianische Regierung auf, die für das Yelwa-Massaker Verantwortlichen zu bestrafen - insbesondere die Drahtzieher des Angriffs. Um weitere Gewaltausschreitungen zu verhindern, sollte die Regierung konkrete Maßnahmen ergreifen und z. B. eine angemessene Zahl von Polizeieinheiten in die Krisengebiete entsenden und die lokale Miliz im Plateau-Staat entwaffnen.

Der Plateau-Staat ist seit September 2001, wo es zu gewaltsamen Zusammenstößen bis dahin unbekannten Ausmaßes in der regionalen Hauptstadt Jos kam, bei denen bis zu tausend Menschen ermordet wurden, Schauplatz von Konflikten zwischen den ethnischen Gruppen. Die Regierung hat eine Kommission zur Untersuchung der gewaltsamen Übergriffe in Jos eingesetzt, deren Ergebnisse jedoch bis heute nicht veröffentlicht wurden. Hunderte Menschen – sowohl Taroks als auch Fulanis – sind in verschiedenen Teilen des Bundesstaats seit 2002 ermordet worden. Die Kämpfe in der Gegend um Yelwa haben sich seit Februar 2004 verstärkt, wo viele Menschen ums Leben kamen, darunter etwa 50 Taroks, die Berichten zufolge Ende Februar von Fulanis in Yelwa ermordet wurden.

„Angesichts der Gewalt, die wir in den letzten Monaten im Plateau-Staat gesehen haben, wo jede Bevölkerungsgruppe versucht, mit neuen Angriffen Rache an der anderen Gruppe zu üben, sollte die letzte Eskalation nicht überraschend für die föderalen und regionalen Behörden gekommen sein,“ meinte Takirambudde. „Dennoch unternahm die nigerianische Regierung nichts, um das Massaker zu verhindern.“

Human Rights Watch verurteilte das Versagen der Regierung und der Sicherheitskräfte Nigerias, für die Sicherheit der Bewohner des Plateau-Staates zu sorgen. Bei dem jüngsten Vorfall wurden die Polizei und die Verstärkungstruppen der Armee erst nach Yelwa entsandt, nachdem bereits Hunderte von Menschen umgebracht worden waren.

„Das Versäumnis der Regierung in den letzten drei Jahren, sich mit der Situation in Plateau auseinander zu setzen, hat zu einem endlosen Kreislauf der Vergeltung geführt,“ stellte Takirambudde fest. „Die Polizei war nicht gewillt oder in der Lage, die Kämpfe zu unterbinden und darüber hinaus hat es die Regierung verabsäumt, die Verantwortung für die Ausarbeitung einer dauerhaften Lösung der Krise zu übernehmen.“

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