María, eine 41-jährige Indigene Maya-Frau aus Guatemala, lebt ohne Zugang zu fließendem Wasser.
Dreimal pro Woche macht sie sich auf den zweistündigen Weg, um Wasser aus einem Brunnen oder einer Schlucht zu holen, manchmal gemeinsam mit ihren Kindern. "Manchmal trinken wir alle nur ein Glas Wasser [am Tag]. Mehr Wasser gibt es nicht", sagt sie.
Dieser Wassermangel wirkt sich auf alle Lebensbereiche von María aus. Da so wenig Wasser zur Verfügung steht, kann sie nur einmal in der Woche duschen und ihr Haus hat keine Toilette; stattdessen ist sie auf eine Grube angewiesen, die sie sich mit sieben Personen teilt. Ihre Kinder sind oft krank und haben Durchfall oder grippeähnliche Symptome. Das Essen ist knapp - sie essen nur zweimal am Tag, hauptsächlich Bohnen oder Nudeln. Der Wassermangel hindert sie daran, ihre eigenen Lebensmittel anzubauen.
Wie María müssen Millionen von Menschen in Guatemala täglich um Wasser kämpfen und haben keinen Zugang zu einem menschenwürdigen Abwassersystem.
Indigene, die in Guatemala seit Generationen ausgegrenzt und vernachlässigt werden, sind unverhältnismäßig stark betroffen. Besonders betroffen sind auch Frauen wie María, die oft die Verantwortung für das Wasserholen für sich und ihre Familien übernehmen.
Und das liegt nicht daran, dass es nicht genug Süßwasser gibt - Guatemala hat mehr Süßwasser pro Kopf als der weltweite Durchschnitt. Es ist vielmehr ein strukturelles Problem.
Schlechtes Wassermanagement in Verbindung mit der fortwährenden Armut und Ungleichheit in Guatemala hat viele Probleme verursacht. Diese haben es schwierig gemacht, Wasser richtig zu bewirtschaften und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, wenn das Menschenrecht auf Wasser nicht eingehalten wird.
Die Zahlen machen das deutlich: 40 Prozent der Menschen in Guatemala haben keinen Zugang zu fließendem Wasser in ihrem Haus. Und für die Indigene Bevölkerung ist die Lage noch schlimmer: Mehr als 50 Prozent der Indigenen Bevölkerung lebt in Haushalten ohne Wasseranschluss, verglichen mit 33 Prozent der nicht-Indigenen Bevölkerung
Menschen wie María müssen oft extreme Schritte unternehmen, um Wasser zu bekommen, zu rationieren und aufzubewahren, oft aus schädlichen Quellen, was ihr Menschenrecht auf Gesundheit, Bildung, Einkommen und allgemeine Lebensqualität gefährdet, wie eine neue HRW-Recherche zeigt.
Die guatemaltekischen Behörden sollten ein Gesetz verabschieden, das Wasser und Sanitärversorgung als Menschenrechte schützt. Dazu gehört die Schaffung eines Regulierungs- und Finanzierungssystems, das den Zugang zu Wasser für den persönlichen und häuslichen Gebrauch garantiert, sowie eine klare Sanktionsregelung für diejenigen, die Wasserressourcen verschmutzen.
Die Regierung von Präsident Bernardo Arévalo kann und sollte diese Gelegenheit nutzen, um eine historische Schuld anzupacken und historischen Wandel herbeizuführen.