Wasser, Wasser, überall,
Und das ganze Land versinkt;
Wasser, Wasser, überall,
Und nicht ein Tropfen zu trinken.*
Die Malediven haben zwei Probleme mit Wasser: zu viel davon und zu wenig.
Der steigende Meeresspiegel aufgrund des Klimawandels bedroht die Existenz des Landes, das aus einer Ansammlung von tief liegenden Inseln im Indischen Ozean besteht.
Gleichzeitig wird es für viele Gemeinden auf den Malediven immer schwieriger, an sauberes und frisches Wasser zu kommen. Das gilt vor allem für die abgelegeneren Inseln. Dort ist die Infrastruktur wie Wasserleitungen und Entsalzungsanlagen oft marode oder gar nicht vorhanden.
Zudem ist die Armut auf diesen abgelegenen Inseln höher. Wasser aus Flaschen zu trinken ist teuer - zu teuer für viele.
Und mit dem Klimawandel wird das Problem noch größer. Der steigende Meeresspiegel bringt immer mehr Salze in das Grundwasser. Die Niederschlagsmuster werden immer unberechenbarer. Gleichzeitig nimmt die Bevölkerung zu. Es kommt immer häufiger zu Engpässen bei der Versorgung mit sauberem Wasser.
Die Regierung der Malediven hat die Pflicht, für das Recht auf Wasser der Bevölkerung zu sorgen, aber sie hat das Ziel verfehlt. Selbst die Aufsicht über das Problem im ganzen Land ist bestenfalls lückenhaft.
Die Behörden haben sich nicht immer mit den Menschen auseinandergesetzt, die am meisten von der Wasserknappheit betroffen sind. Während sich die Regierung im Ausland um die Finanzierung von Klimaanpassungsprojekten bemüht hat, vergisst sie oft, mit den Menschen vor Ort über diese Maßnahmen zu sprechen.
Das hat zur Folge, dass die Planung, Umsetzung und Instandhaltung von aus dem Ausland finanzierten Wasserprojekten nicht immer auf dem Wissen der Menschen vor Ort beruht, wie es eigentlich sein sollte. Dadurch werden die Rechte von abgelegenen und ärmeren Gemeinden, die unter Wasserknappheit leiden, nicht geschützt.
Ein bemerkenswertes Beispiel stammt aus einem neuen Bericht von Human Rights Watch. Darin wird beschrieben, wie ein 28,2 Millionen US-Dollar teures Projekt zur Bekämpfung der Wasserknappheit auf den abgelegenen Inseln des Landes nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt hat.
Die Initiative wurde vom Green Climate Fund, dem größten Klimafonds der Welt, und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen unterstützt. Ihr Ziel war es, 32.000 Menschen auf 49 Inseln durch Maßnahmen wie Entsalzung und Regenwassersammlung Zugang zu zuverlässigem, sauberem Wasser zu verschaffen.
Die befragten Anwohner*innen schildern jedoch, dass einige dieser Wasserprojekte überhastet umgesetzt wurden und nur teilweise und mit jahrelanger Verspätung fertiggestellt werden konnten. Auf einer Insel sagten Mitglieder des Gemeinderats, dass bis zu 60 Prozent der Bevölkerung immer noch auf Wasser aus Flaschen angewiesen sind.
Die Regierung der Malediven kann und sollte es besser machen. Andere Länder, die solche Klimaprojekte mitfinanzieren, können und sollten das auch tun.
Die Herausforderungen, die sich aus dem Klimawandel und dem Anstieg des Meeresspiegels ergeben, werden immer größer - auf den Malediven und anderswo.
Wenn es immer mehr „Wasser, Wasser, überall“ gibt, müssen die Regierungen dafür sorgen, dass es auch genug davon zu trinken gibt.
* mit einer Entschuldigung an den Dichter Samuel Taylor Coleridge für die Anlehnung an seinen Klassiker „The Rime of the Ancient Mariner“ aus dem späten 18. Jahrhundert.