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Die "strickenden Nannas" versammeln sich vor dem Obersten Gerichtshof von New South Wales in Sydney, Australien, 10. Mai 2023. © 2023 Dan Himbrechts/AAP Images

Mit dem Ende eines Jahres und dem Beginn eines neuen Jahres beginnt man unweigerlich, über das "große Ganze" nachzudenken. Was war der weltweite Trend des letzten Jahres? Und was erwartet uns in den nächsten zwölf Monaten?

Der Kalender ist natürlich komplett willkürlich. Man könnte die gleiche Frage auch zu jedem anderen Zeitpunkt des Jahres stellen. Dennoch sind die alljährlichen Überlegungen und Vorsätze längst Tradition, und die Medien füttern sie mit Jahresrückblicken und Vorhersagen für das kommende Jahr.

Auch Human Rights Watch beteiligt sich daran. Unser jährlicher World Report wird am Donnerstag veröffentlicht.

Nach Monaten des Schreibens, Redigierens und Übersetzens durch Hunderte Menschen in der Organisation wird der World Report einen Überblick über die Menschenrechtslage in rund 100 Ländern im Jahr 2023 geben. Um das Ganze zusammenzufassen, wird unsere geschäftsführende Direktorin, Tirana Hassan, das Jahr auf globaler Ebene in einem Essay zusammenfassen.

Ich glaube, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass der World Report eine ziemlich bedrückende Lektüre ist. Das Jahr 2023 brachte in vielen Teilen der Welt Schrecken und Missstände, und da es unsere Aufgabe ist, diese ans Licht zu bringen, tun wir genau das. Dennoch gab es in den letzten 12 Monaten auch einige positive Geschichten, die wir ebenfalls beleuchten. Das "große Ganze" ist - wie immer - eine gemischte Sache.

Oder besteht das "große Ganze" vielleicht darin, dass es gar kein "großes Ganzes" gibt? Dies ist mein zehnter World Report bei Human Rights Watch und wenn ich auf ein Jahrzehnt dieser jährlichen Berichte zurückblicke, neige ich zu dieser Sichtweise.

Als Menschen sehnen wir uns natürlich nach Geschichten. Wir wollen sehen, dass sich die Dinge in eine bestimmte Richtung bewegen. Pessimismus treibt uns in die eine Richtung, Optimismus in die andere, aber wir alle suchen verzweifelt nach einem Trend. Die Dinge werden schlechter. Die Dinge werden besser. Wir alle wollen eine einfache Geschichte, an die man sich leicht erinnern und die man leicht wiederholen kann.

Aber ich weiß auch, dass die globale Realität nicht aus einem einzigen Trend besteht und auch nicht aus einer Art Gleichgewicht zwischen Positivem und Negativem. Die Wahrheit besteht aus acht Milliarden Geschichten, und jede*r von uns hat seine*ihre eigene Vielfältigkeit.

Das Jahr 2024 wird ein noch nie dagewesenes Wahljahr auf der ganzen Welt sein, "das größte Wahljahr der Geschichte".

Falls du das Glück hast, an einem Ort zu leben, an dem deine Rechte geachtet werden - an dem du frei sprechen, dich frei organisieren und deine Regierung fair wählen kannst, dann beteilige dich an der öffentlichen Debatte und fordere Politiker*innen auf, sich für Menschenrechte einzusetzen.

Und vor allem: Lass deine Stimme zählen. Informiere dich über die Kandidat*innen und ihre Arbeit und wähle diejenigen, von denen du glaubst, dass sie die Menschenrechte dort, wo du lebst - und auf der ganzen Welt - bestmöglich schützen werden.

In zwölf Monaten schreiben wir das Jahr 2025 und alle werden auf das Jahr 2024 zurückblicken. Nimm dir vor, zurückzublicken und stolz auf das zu sein, was du für die Wahrung der Grundrechte erreicht hast.

Wie auch immer man über 2023 denkt, es liegt an jedem Einzelnen von uns, 2024 besser zu machen.

Your tax deductible gift can help stop human rights violations and save lives around the world.