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Der jüngste Inhaftierte auf Guantanamo ist angeblich gerade mal dreizehn Jahre alt. Zusammen mit zwei anderen Jungen ist er in einer separaten Unterkunft untergebracht, wo er Schulunterricht bekommt und von speziell ausgebildeten Wärtern betreut wird. Er darf Videos anschauen und hat einen abgetrennten Erholungsbereich, um Ball zu spielen. Was er allerdings nicht hat, ist eine Vorstellung, wann er wieder nach Hause kommt.

Der jüngste Inhaftierte auf Guantanamo ist angeblich gerade mal dreizehn Jahre alt. Zusammen mit zwei anderen Jungen ist er in einer separaten Unterkunft untergebracht, wo er Schulunterricht bekommt und von speziell ausgebildeten Wärtern betreut wird. Er darf Videos anschauen und hat einen abgetrennten Erholungsbereich, um Ball zu spielen. Was er allerdings nicht hat, ist eine Vorstellung, wann er wieder nach Hause kommt.

Diese drei Jungen - alle unter sechzehn - sind von den Vereinigten Staaten während des bewaffneten Konflikts in Afghanistan gefangen genommen worden und werden Berichten zufolge seit Anfang diesen Jahres auf Guantanamo festgehalten. Anfangs wurden die Jungen als feindliche Kombattanten beschrieben, die eine Bedrohung für die US-Streitkräfte darstellen. Kürzlich jedoch gab der Kommandeur der Haftanstalt zu, dass die Jungen gezwungen worden waren, Kindersoldaten zu werden und sprach von einer "Entführung in den Terrorismus".

Ihre Erfahrung als Kindersoldaten ist nicht unüblich. In Afghanistan wurden Kindersoldaten in über zwei Jahrzehnten des Bürgerkrieges benutzt und eine Umfrage unter 3000 Afghanen ergab, dass 30 % von ihnen als Kinder an militärischen Aktivitäten beteiligt gewesen waren. UNICEF ist nun dabei, ein Rehabilitationsprogramm für cirka 8000 Kinder zu schaffen, die Mitglieder von verschiedenen bewaffneten Fraktionen gewesen waren. UNICEF hat angeboten, die Familien dieser Jungen ausfindig zu machen und sicherzustellen, dass sie zur Schule zurückkehren oder eine berufliche Ausbildung erhalten.

Es ist heute weltweit anerkannt, dass der Einsatz von Kindersoldaten einen schwerwiegenden Menschenrechtsverstoß darstellt - in einigen Fällen gilt es als Kriegsverbrechen. Nahezu 60 Länder, einschließlich der Vereinigten Staaten, haben einen Vertrag ratifiziert, der sie verpflichtet, keine Soldaten, die unter achtzehn Jahre alt sind, in einem bewaffneten Konflikt einzusetzen. Außerdem sind Regierungen dazu verpflichtet, die Entlassung aus dem Wehrdienst und die Rehabilitation von ehemaligen Kindersoldaten umzusetzen. Eine solche Rehabilitation, einschließlich Familienzusammenführungen, psychologischer Betreuung, schulischer und beruflicher Ausbildung, ist nicht nur entscheidend für die erfolgreiche Reintegration dieser Kinder in die Gesellschaft, sondern auch und gerade für die Stabilität in Ländern nach dem Ende eines Krieges.

Auf Guantanamo findet keine Rehabilitation statt. Je länger die Kinder dort inhaftiert sind, desto schwieriger wird es für sie sein, in die afghanische Zivilgesellschaft zurückzukehren. Wenn man diesen Kindern jedoch den Wiedereinstieg in eine schulische oder berufliche Ausbildung im Heimatland ermöglicht, reduziert man gleichzeitig das Risiko, erneut von bewaffneten Gruppen rekrutiert zu werden.

Diese Kinder stellen kaum eine glaubwürdige Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA dar. Jedoch gibt es auch nach Monaten der Haft noch keinen exakten Zeitplan für ihre Freilassung und Heimschaffung.

Internationales Recht erkennt an, dass Kinder - generell definiert als Personen unter achtzehn - ein Recht auf besondere Fürsorge und besonderen Schutz haben, weil sie sich sowohl physisch als auch mental und emotional noch immer in der Entwicklung befinden. Diese Standards machen deutlich, dass Kinder nur dann inhaftiert werden sollten, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft worden sind. Wenn sie inhaftiert werden, müssen sie von Erwachsenen getrennt werden und sind zur Schulausbildung, zum Kontakt mit ihren Familien und einer sofortigen Entscheidung ihres Falles berechtigt.

Diese Standards sind auf Guantanamo verletzt worden. Das Pentagon hat seine eigene, völlig willkürliche Definition von Kindheit geschaffen, die für nur drei Kinder im Alter von fünfzehn Jahren oder jünger, zu einer ausgesonderten und speziellen Behandlung führt. Das Verteidigungsministerium hat bestätigt, dass andere Kinder im Alter von sechzehn und siebzehn ebenfalls auf Guantanamo inhaftiert sind. Die Angabe der genauen Anzahl wird jedoch verweigert. Diese älteren Jungen werden gemeinsam mit den Erwachsenen gefangen gehalten und erhalten keine schulische Ausbildung. Und wie alle Gefangenen auf Guantanamo - sowohl Kinder als auch Erwachsene - haben sie keinen direkten Kontakt zu ihren Familien, geschweige denn Zugang zu einem Anwalt.

Sollte irgendeines dieser Kinder kriminelle Handlungen begangen haben, müsste es formell und in Übereinstimmung mit internationaler Jugendstrafjustiz angeklagt werden und einen Rechtsbeistand erhalten. Sollte es sich aber lediglich um ehemalige Kindersoldaten handeln, die gezwungen oder geködert wurden, ein Gewehr zu tragen, dann müssten sie so schnell wie möglich entlassen und rehabilitiert werden. Es muss ihnen ermöglicht werden, ihr Leben fortzuführen.

*Jo Becker ist Advocacy Direktor der Kinderrechtsabteilung bei Human Rights Watch.

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