Am Montag starteten weltweit die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Diese Aktion findet jedes Jahr vom 25. November bis zum 10. Dezember statt, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, um Rechenschaft zu fordern und um Maßnahmen von Entscheidungsträgern zu verlangen.
Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist ein globales Problem, wie einige Statistiken der UN belegen. Jede vierte Jugendliche wird von ihrem Partner missbraucht. Jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens Gewalt. Im vergangenen Jahr töteten Partner und Familienmitglieder alle zehn Minuten vorsätzlich ein Mädchen oder eine Frau.
Das ist die Welt, in der wir leben – und die wir ändern müssen.
Geschlechtsspezifische Gewalt weist je nach Land manchmal auch besondere Merkmale auf. Am Montag haben wir uns beispielsweise mit der grassierenden sexuellen Gewalt durch kriminelle Banden in Haiti befasst. Heute sprechen wir über Afghanistan.
Die Gewalt, der afghanische Mädchen und Frauen unter der Herrschaft der Taliban ausgesetzt sind, schockiert und entsetzt weiterhin durch ihr Ausmaß und ihre Grausamkeit. Sie ist, wie meine Fachkollegin Sahar Fetrat schreibt, „strukturell und systematisch“.
Die Taliban verbieten Mädchen den Schulbesuch ab der sechsten Klasse. Dies allein schränkt ihre Zukunftsaussichten erheblich ein. Aber das ist bei Weitem nicht die einzige geschlechtsspezifische Vorschrift.
Die Taliban haben Frauen auch von der Ausübung vieler Berufe ausgeschlossen und ihre Bewegungsfreiheit in der Öffentlichkeit eingeschränkt. Eine Frau darf ihr Haus nicht ohne männliche Begleitung verlassen.
Die Taliban haben neue Gesetze erlassen, nach denen Frauen in der Öffentlichkeit ihren Körper, und auch ihr Gesicht, jederzeit vollständig bedecken müssen. Sie haben darüber hinaus bestimmt, dass Frauen in der Öffentlichkeit weder laut sprechen noch singen dürfen.
Die Taliban begründen all dies mit ihrer verdrehten Auslegung des Islam. In keinem anderen mehrheitlich muslimischen Land gibt es derart extreme Einschränkungen für Mädchen und Frauen.
Seit mehr als drei Jahren verbannen die Taliban Frauen systematisch aus dem öffentlichen Leben, und was noch schlimmer ist, die internationale Gemeinschaft hat teilweise mitgemacht. So hat die UN beispielsweise afghanische Frauen vom Doha-3-Treffen im Juni ausgeschlossen, einem Treffen, das dazu dienen sollte, eine globale Strategie für das Land zu entwickeln.
Heute ist der dritte Tag der globalen „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, auch bekannt als #16Days. Die Kampagne ist ein entscheidender Moment, um ein weltweites Problem zu verstehen und anzugehen – und um zu erkennen, dass die internationale Gemeinschaft in bestimmten Ländern, wie Afghanistan, einiges besser machen kann, und sollte.