Das Foto zeigt einen barfüßigen Jungen, der eine Straße in Maputo, der Hauptstadt Mosambiks, entlangläuft. Er trägt eine selbstgemachte „kugelsichere Weste“, zusammengeflickt aus Kartonstücken.
Sicherlich denken einige von euch jetzt: „Na ja, das wird Kugeln nicht aufhalten.“ Aber genau darum geht es, und dieses Kind weiß das besser als die meisten Menschen.
Seit Wochen ist er von tödlicher Gewalt umgeben, die Maputo und andere Teile des Landes nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse erfasst hat.
Am 24. Oktober erklärte die Wahlkommission von Mosambik, dass die Regierungspartei Frelimo die Wahlen vom 9. Oktober gewonnen habe. Parteichef Daniel Chapo würde der gewählte Präsident werden. Die größte Oppositionspartei, Podemos, rief zum Protest auf.
Internationale Beobachter, darunter die Afrikanische Union, die Europäische Union und der Commonwealth, haben ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit des Wahlprozesses geäußert. Sie forderten eine gründliche Untersuchung der Vorwürfe von Wahlunregelmäßigkeiten.
Tatsächlich kam es während der Wahl und des Wahlkampfs vermehrt zu Unregelmäßigkeiten, politischen Morden und Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit.
Die Spannungen nahmen dann zwischen Wahltag und der Bekanntgabe der Ergebnisse zwei Wochen später zu, woraufhin die Lage eskalierte. Auf die Proteste nach den Wahlen im ganzen Land am 24. und 25. Oktober reagierten die Sicherheitskräfte mit dem Einsatz scharfer Munition und Tränengas, wobei mindestens 11 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt wurden.
Seitdem sind viele Tage nach einem ähnlichen Muster verlaufen: Tausende Menschen gehen auf die Straße, um zu protestieren, und die Behörden gehen mit exzessiver Gewalt gegen sie vor. Sicherheitskräfte schießen weiterhin mit scharfer Munition auf Demonstrierende und haben wahllos in Wohngebiete gefeuert. Medien berichten von Dutzenden weiteren Toten und Hunderten Verletzten.
Am Donnerstag der vergangenen Woche artete ein geplanter Protest schnell in eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Sicherheitskräften und Demonstrierenden aus.
Schwer bewaffnete Polizisten und Soldaten hatten mit Militärfahrzeugen friedliche Demonstrierende daran gehindert, ins Stadtzentrum vorzudringen. Einer Gruppe gelang es, die Sicherheitsabsperrung zu durchbrechen, und die Polizei versuchte, sie mit Tränengas aufzuhalten, das in die Häuser der Menschen gelangte. Einige Menschen reagierten, indem sie Steine und Flaschen auf die Polizei warfen.
Es scheint, dass diese Zusammenstöße und die überzogenen Reaktionen der Sicherheitskräfte nicht so bald enden werden.
Sicherlich können wir die übliche Liste von „sollte-Empfehlungen“ aufstellen. Natürlich sollten die Behörden diese Ereignisse untersuchen, insbesondere die Morde. Natürlich sollten die Sicherheitskräfte internationale Strafverfolgungsstandards einhalten und keine scharfe Munition verwenden, wenn dies nicht unbedingt erforderlich ist. Natürlich sollten betroffene Regierungen die mosambikanischen Behörden in diesen Angelegenheiten unter Druck setzen.
Aber was soll ein Kind in Maputo bis dahin tun? Eine „kugelsichere Weste“ aus Pappkarton zu tragen, wird ihm nicht helfen, das weiß er, aber auch nichts anderes, was er tut. Es scheint ein bewegendes Symbol für die Ohnmacht zu sein, die Menschen angesichts der tödlichen Gewalt um sie herum empfinden.
So oft sieht die Außenwelt die Folgen von Gewalt in Krisen und Konflikten auf der ganzen Welt in grausamen Bildern. Aber manchmal erzählt ein Foto, das überhaupt nicht blutig ist, die Geschichte noch besser.