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Letzte Woche veröffentlichte der Deutsche Sportjournalist Florian Bauer eine erschreckende Nachricht auf Twitter: „Jetzt ist es öffentlich. Wir wurden in Katar verhaftet, von der Polizei und dem Geheimdienst verhört. Wir dürfen das Land für mehrere Tage nicht verlassen.“

Bauer und sein ARD-Fernsehteam waren in Katar, um zu überprüfen, ob die Behörden des Landes ihr Versprechen eingehalten haben, das sie auf einer Pressekonferenz im Mai 2014 gegeben hatten. Danach sollten die Arbeits- und Lebensbedingungen Hunderttausender Arbeitsmigranten verbessert werden. Bauer war immer wieder in Katar, seit der Golfstaat zum Gastgeber für die FIFA-Weltmeisterschaft 2022 ernannt worden war. Er und drei Kollegen wurden im März, in einem Industriegebiet ausserhalb von Doha, verhaftet. Sie waren dort, um mit Arbeitsmigranten über ihre Erfahrung in Katars Bausektor zu sprechen, der boomt, da Katar seine Infrastruktur für die WM ausbaut.

Bauer und seine Kollegen wurden beschuldigt, dass sie keine Dreherlaubnis gehabt hätten. Sie wurden für 14 Stunden festgehalten und befragt und durften dann das Land für 5 Tage nicht verlassen. Laptops und Handys des Fernsehteams wurden beschlagnahmt. Das Matrial wurde Wochen später zurüchgeschickt; alle wichtigen Daten waren zerstört.

Human Rights Watch sieht die Arbeitsbedingungen in Katar äußerst kritisch, obwohl die Offenheit und Bereitschaft des Landes, sich Problemen zu stellen, einen positiven Gegensatz darstellt zu Nachbarn wie etwa den Vereinigten Arabischen Emiraten. Allerdings bedeutet diese aggressive Zensur gegen einen Journalisten nichts Gutes.

Katar trat ins Rampenlicht, als es sich für die Weltmeisterschaft 2022 bewarb und den Zuschlag erhielt. Journalisten werden weiter über Probleme in dem Land berichten, bis die Regierung zeigt, dass sie bereit und fähig ist, Arbeitsmigranten vor Menschenhandel, Zwangsarbeit und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen zu schützen. Katar hat die Wahl: Es kann entweder weiter Journalisten verhaften und internationales Misstrauen hervorrufen oder Arbeitsmarktreform einleiten. Niemand erwartet, dass Katar die Probleme über Nacht löst. Doch wir – und auch die FIFA - können viel mehr erwarten.

Die FIFA ist auch an die Olympische Charta gebunden, die Pressefreiheit einfordert. Die FIFA macht ein großen Fehler, wenn sie es nicht schafft, Journalisten zu schützen, die über Menschenrechtsverletzungen berichten. Ihr Schweigen in diesem Falle wirft die Frage auf, was genau Präsident Sepp Blatter meint, wenn er den Fussball eine „Macht des Guten“ nennt.

Für die FIFA-Präsidentschaftswahlen am 29. Mai sollten sich alle Kandidaten dazu bekennen, dass sie Maßnahmen für Arbeitsmigranten, die Pressenfreiheit und den Menschenrechtsschutz ergreifen. Die FIFA darf keine Auge zudrücken, wenn ein Gastgeberland gegen Kritiker vorgeht. Gegen Menschenrechtsverletzungen, die die Grundlagen des Sports unterlaufen, muss vorgegangen werden.

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