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USA: Abu-Ghraib-Verfahren sind nur ein erster Schritt

Jene, die Misshandlungen angeordnet oder geduldet haben, müssen ebenso strafrechtlich belangt werden

"Das Verfahren gegen Charles Graner ist ein erster Schritt zur Rechenschaft. Niemand sollte es aber mit dem Ende des gesamten Prozesses verwechseln," sagte Reed Brody, Sonderberater bei Human Rights Watch. "Die Frage ist keineswegs nur, wer an Ort und Stelle der Anführer war, sondern auch ob seine Vorgesetzten ihn glauben machten, er hätte die Erlaubnis, derartige Gräueltaten zu verüben."

Graner ist einer von sieben Reservisten der 372. Militärpolizeikompanie der US-Armee, wobei keiner über dem Rang eines Unteroffiziers ist, denen Misshandlungen im Gefängnis vorgeworfen werden. Einige haben sich bereits schuldig bekannt. Die Gefreite Lynndie England, die auf einem der Fotos einen nackten irakischen Gefangenen an einer Leine hält, wurde kürzlich ebenfalls nach Fort Hood überstellt. Ein Datum für ihre Verhandlung vor dem Militärgericht wurde noch nicht festgesetzt.

Beamte des Pentagon haben behauptet, Misshandlungen an Gefangenen seien einzelne Fehltritte. Die Untersuchungen der US-Regierung selbst jedoch haben gezeigt, dass hohe Beamte und Befehlshaber im Irak, Afghanistan und in Guantanamo eine Reihe von Verhörmethoden gebilligt haben, die traditionelle Richtlinien der US-Armee verletzten, darunter das Einsetzen von Hunden ohne Beißkorb zum Einschüchtern von Gefangenen, erzwungene Nacktheit und das Festbinden in schmerzhaften Körperpositionen über längere Zeit. Kürzlich freigegebenen Dokumenten zufolge beschwerten sich Beamte des FBI noch 2004 beim Pentagon darüber, dass der Einsatz dieser Techniken, die einer der Beamten "Folter" nannte, offiziell vom Verteidigungsministerium genehmigt und ihr Einsatz weit verbreitet wäre.

"Die rangniedrigen Soldaten, die an Folterungen von Gefangenen beteiligt waren, müssen belangt werden. Befehle einfach zu befolgen, ist keine Entschuldigung," so Brody. "Aber sie sind nicht diejenigen, die die Genfer Konventionen beiseite geschoben, oder illegale Verhörmethoden autorisiert haben. Jene in höheren Positionen, die Verbrechen gegen Gefangene genehmigt oder geduldet haben, müssen ebenso zur Rechenschaft gezogen werden."

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