BEST.DOKS - Unrecht braucht Zeugen

01. Februar bis 22. März 09 in München
ARRI Kino Sonntags Matinée
11.30 Uhr

Human Rights Watch, DOK.FEST und ARRI Kino präsentieren eine Reihe von acht Dokumentarfilmen, die sich durch ihre brisanten politischen Inhalte und die Darstellung von ergreifenden menschlichen Schicksalen auszeichnen. Es sind bewegende Geschichten über Menschenrechte und Akteure, deren Zivilcourage, Niederlagen und Triumphe im Kampf um Gerechtigkeit erschüttern und dazu auffordern, selbst aktiv zu werden.

Wir freuen uns auf anregende Diskussionen mit den Regisseuren, mit Protagonisten und Experten immer im Anschluss an die Filme.

Veranstaltungsort & telefonische Kartenreservierung

    ARRI Kino Türkenstr. 91
    80799 München
    Tel. 089 3 88 99 66 4

 

Die Filme:

Afghan Star

Sonntag, 01. Februar, 11.30 Regie: Havana Marking, UK, Afghanistan 2008, 87 Min., OmeU

Afghanistan sucht den Superstar. Eine Fernsehshow nach westlichem Vorbild. 2000 KandidatInnen haben sich beworben, eine wachsende, mitfiebernde Fangemeinde kann per SMS abstimmen. Der Film begleitet Kandidaten, Fans und Produzenten vom Casting bis zum Großen Finale. Das Bedürfnis nach Musik, Lebensfreude und etwas mehr Freiheit und Freizügigkeit ist riesengroß. Dagegen stehen moralische Bedenken und religiöse Überzeugungen; allzu freizügige „Huren“ werden sogar mit dem Tod bedroht – etwa eine Sängerin, die ihr Kopftuch abnimmt und mit gelöstem Haar vor der Kamera tanzt. Die KandidatInnen stammen aus verschiedenen Volksgruppen, singen in verschiedenen Sprachen, der Moderator aber legt großen Wert auf die demokratische Gemeinschaft ALLER AFGHANEN. Afghanistan ist wandlungsfähig, von innen heraus. – IDFA 2008, Sundance 2009, HRWIFF London 2009

 

Unwanted Witness

Sonntag, 08. Februar, 11.30 Regie: Juan José Lozano , Schweiz, Frankreich 2008, 87 Min., OmdtU

Der Film begleitet den Journalisten Hollman Morris, der im kolumbianischen Fernsehen einen Sendeplatz erkämpft hat, wo er zu später Stunde die Greueltaten in seinem Land – Entführungen, Vergewaltigungen, versteckte Massengräber – öffentlich macht. Während er für seine Reportagen internationale Anerkennung und renommierte Preise erhält, ist er in Kolumbien selbst Einschüchterungsversuchen und Todesdrohungen ausgesetzt, von denen auch seine Familie betroffen ist. Unwanted Witness zeichnet das Porträt eines engagierten, fast bis zur Selbstaufgabe mutigen Journalisten, der nicht gewillt ist, seinen Kampf gegen die Gewalt und für die Pressefreiheit in seinem Heimatland freiwillig aufzugeben. – TIFF 2008, IDFA 2008, DOK Leipzig 2008, HRWIFF Toronto 2009

 

To See If I’m Smiling

Sonntag, 15. Februar, 11.30 Regie: Tamar Yarom, Israel 2007, 59 Min., OmeU

Israel ist das einzige Land, in dem Mädchen wie Jungen mit 18 Jahren ausnahmslos zum Wehrdienst einberufen werden. Sechs Soldatinnen sprechen mit großer, oft schockierender Offenheit über ihre zweijährige Militärzeit im Gazastreifen und Westjordanland. Über die an Palästinensern verübten Grausamkeiten, die sie gesehen oder mit - gemacht haben, über ihre moralischen Zweifel, den rüden Umgang mit den männlichen Kollegen. Was sie erlebten, hat diese jungen Frauen zutiefst geprägt und verändert, zu traurigen, verletzten, oft zynischen Erwachsenen gemacht, hat ihre Träume und Hoffnungen auf ein gerechtes Leben zerstört. – HRWIFF New York 2008, Viennale 2008, IDFA 2007 (Silver Wolf Award, Audience Award)

 

The Betrayal

Sonntag, 22. Februar, 11.30 Regie: Ellen Kuras, USA 2008, 95 Min., OmeU

Ellen Kuras rekonstruiert eine Familiengeschichte, die sich über dreiundzwanzig Jahre erstreckt und von Laos nach New York führt. Ein ehemaliger Offizier der Königlichen Armee in Laos wird während des Vietnamkriegs in den 1970er Jahren vom CIA angeworben. Nach dem Abzug der Amerikaner wird er zum Staatsfeind erklärt und in ein Arbeitslager gebracht. Sein Sohn, Co-Regisseur und Protagonist des Films, entschließt sich nach mehrfachen Verhaftungen zur Flucht nach Thailand und kann erst nach zwei Jahren wieder zu seiner Mutter und den beiden Schwestern zurückkehren. Da sie annehmen müssen, dass der Vater tot ist, emigrieren sie 1981 in die USA. Doch der amerikanische Traum wird für sie zum Albtraum, zum Kampf ums Überleben. – Sundance 2008, Berlinale 2008, HRWIFF New York 2008, IDFA 2008, Nominiert für den Independent Spirit Award 2009 (Bester Dokumentarfilm) und in der Auswahl zum Oscar 2009 (Bester Dokumentarfilm)

 

Up The Yangtze

Sonntag, 01. März, 11.30 Regie: Yung Chang, Kanada 2007, 93 Min., OmdtU

Die chinesische Umsiedlungspolitik am aufgestauten Jangtse kennt keine Gnade. Auch die Lebensgrundlage der Familie Yu ist bedroht: Haus und Ackergrund werden bald in den Fluten des Stausees versunken sein. So heuert die älteste Tochter „Cindy“ Yu Shui zur Sicherung des Familienunterhalts auf einem Flusskreuzfahrtschiff an, wo sie das kleine Einmaleins moderner Dienstleistung erlernen muss – ein Kulturschock! Der Drei-Schluchten-Damm ist das weltgrößte Wasserkraftprojekt, 1,4 Millionen Menschen wurden bislang umgesiedelt, bis zu vier Millionen weitere Flussanwohner werden in den kommenden Jahren betroffen sein. – TIFF 2007, IDFA 2007, Sundance 2008, DOK.FEST 2008, HRWIFF London 2008. Bester Kanadischer Dokumentarfilm 2007, Nominiert für den Independent Spirit Award 2009 (Bester Dokumentarfilm)

 

The Greatest Silence

Sonntag, 08. März, 11.30 Regie: Lisa F. Jackson, USA 2007, 76 Min., OmeU

Der Film schildert die erschütternden Schicksale von Zehntausenden Frauen und Mädchen, die im Krisengebiet im Norden der demokratischen Republik Kongo von Milizen wie von Soldaten der kongolesischen Armee gekidnappt, vergewaltigt, verstümmelt und gefoltert werden. Interviews von gnadenloser Offenheit, von Aktivisten, Friedensmissionaren und Ärzten und schockierende Antworten von Vergewaltigern der kongolesischen Armee. The Greatest Silence ist ein politisches und persönliches Dokument der amerikanischen Filmemacherin Lisa F. Jackson, die selbst als Jugendliche vergewaltigt wurde und mit diesem Film den aus Scham und Angst meist schweigenden Opfern eine Stimme gibt. – Sundance 2008 (Special Jury Prize in Documentary), HRWIFF London 2008 (Best of Fest), HRWIFF New York 2008

 

Under Rich Earth

Sonntag, 15. März, 11.30 Regie: Malcolm Rogge, Kanada 2008, 92 Min., OmeU

In einem entlegenen Tal in Ecuador sollen die Zuckerrohr- und Kaffee-Plantagen der Farmer einer riesigen Kupfermine weichen. Fest entschlossen, das Land ihrer Vorfahren zu verteidigen, schließen sich die Farmer zusammen und riskieren sogar ihr Leben, um die Pläne der kanadischen Unternehmer zu stoppen. Es kommt zu einer bedrohlichen Auseinandersetzung mit einer bewaffneten Gruppe von Paramilitärs. Under Rich Earth beschreibt – spannend, kritisch und provokant – den Konflikt zwischen den mit ihrer Heimat und ihren Traditionen verwurzelten Bauern und den Interessen eines Global Players, denen sie im Weg stehen. – TIFF 2008

 

Letter To Anna

Sonntag, 22. März, 11.30 Regie: Eric Bergkraut, Schweiz 2008, 83 Min, dt. Fassung

Am 7. Oktober 2006, Vladimir Putins 54. Geburtstag, wird die Journalistin Anna Politkovskaja im Aufzug ihres Moskauer Hauses erschossen. Ihr Tod ist ein persönliches Drama, soeben hat sie erfahren, dass sie Großmutter wird. Der Mord ist ein politischer Akt, denn Politkovskaja war die schärfste Kritikerin des Präsidenten. Warum wurde diese Frau erschossen, die stets auf der Seite der Schwachen und Rechtlosen stand? Lag es an ihrem Engagement gegen den Krieg in Tschetschenien? Einen Krieg, den die Welt kaum zur Kenntnis nahm und der zum Wendepunkt in ihrem Leben wurde. Letter To Anna ist eine persönliche Spurensuche, die auf zahlreichen bisher unveröffentlichten Aufnahmen aufbaut. Und es ist ein politischer Film, der den desolaten Zustand der Presse-und Meinungsfreiheit in Putins Russland zeigt. – One World Human Rights Film Festival Prag 2008 (Vaclav Havel Award)