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(Bangkok, 22. September 2009) – Zwei Jahre nach der brutalen Niederschlagung der friedlichen Proteste durch die Militärregierung müssen buddhistische Mönche in Burma immer noch mit Unterdrückung, Einschüchterung und hohen Haftstrafen rechnen, so Human Rights Watch in einem heute veröffentlichten Bericht.

Der 99-seitige Bericht „The Resistance of the Monks: Buddhism and Protest in Burma“ von Bertil Lintner, der die Lage in Burma seit vielen Jahren verfolgt, beschreibt die Repressionen, denen burmesische Mönche nach den von ihnen im September 2007 angeführten Protesten gegen die Regierung ausgesetzt waren. Der Bericht dokumentiert die Geschichten einzelner Mönche, die festgenommen, geschlagen und inhaftiert wurden. Hunderte buddhistische Mönche befinden sich noch heute im Gefängnis, zwei Jahre nachdem sie vor dem Anwesen der unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi vorbeizogen. Tausende leben in ständiger Angst vor Repressionen durch das Militär. Viele haben ihre Klöster verlassen und sind in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt oder ins Ausland geflüchtet. Die Mönche, die in ihren Klöstern geblieben sind, werden permanent überwacht.

„Die Geschichten dieser Mönche sind traurig und zugleich erschreckend, sie veranschaulichen jedoch das Vorgehen der burmesischen Militärregierung, die sich mit Hilfe von Gewalt, Einschüchterung und Unterdrückung an die Macht klammert“, so Brad Adams, Direktor der Asien-Abteilung von Human Rights Watch. „Die Mönche sind auch weiterhin eine wichtige moralische Instanz. Sie handeln aus Überzeugung und das könnte für die Regierung gefährlich werden.“

Tausende Mönche mussten seit den Ereignissen von 2007 ihre Mönchsrobe ablegen und wurden daran gehindert, ihrer zentralen Aufgabe als Vermittler in der burmesischen Gesellschaft nachzugehen, heißt es in dem Bericht. Die herausragende Rolle der Mönche bei der Versorgung der Bevölkerung nach dem verheerenden Zyklon Nargis im Jahr 2008, aber auch die Repressionen, unter denen viele in der Folge zu leiden hatten, werden in dem Bericht ausführlich dargestellt.

In einem Bericht vom Dezember 2007 dokumentierte Human Rights Watch insgesamt 21 Todesopfer infolge des gewaltsamen Vorgehens der Sicherheitskräfte: Sie hatten Schüsse in die Menschenmenge abgefeuert und waren mit Schlagstöcken gegen Mönche und Zivilisten vorgegangen. Tausende Menschen waren damals festgenommen worden.

Derzeit befinden sich noch etwa 240 Mönche in Haft, unter ihnen ist der 30-jährige U Gambira. Als einer der Organisatoren der Protestbewegung wurde er zu einer Haftstrafe von 63 Jahren verurteilt. In dem Bericht erklärte er:

„Wir halten am Prinzip der Gewaltlosigkeit fest, aber wir haben einen unerschütterlichen Willen. Es gibt kein Zurück. Selbst wenn ich oder andere Mitstreiter dafür ihr Leben hingeben sollten, werden andere in unsere Fußstapfen treten. Und es werden sich noch weitere anschließen.“

U Gambira befindet sich derzeit in einem isolierten Gefängnis im Westen Burmas nahe der indischen Grenze. Er soll bei schlechter Gesundheit sein.

Die Militärregierung hat die Überwachung der Klöster verstärkt und ließ die von den Mönchen initiierten Projekte zur Gesundheits- und Sozialfürsorge in Rangun, aber auch in anderen Landesteilen, wie in Pakokku und Magwe schließen. Nach wie vor müssen buddhistische Mönche, die unter dem Verdacht stehen, sich politisch zu engagieren, ihre Robe ablegen. Ein Mönch aus Mandalay berichtete Human Rights Watch:

„Vor den Pforten sind Agenten des militärischen Geheimdienstes, sie beobachten jeden, der ein- und ausgeht. Ein Geheimdienstmitarbeiter überprüft morgens und abends, welche Mönche hier sind, und geht dann wieder.“

„Dass Mönche, die sich an friedlichen Demonstrationen beteiligen, so behandelt werden, ist haarsträubend. Dieses Vorgehen zeugt nicht nur von der Unmenschlichkeit der Militärregierung, sondern auch davon, dass die Generäle jeglichen Bezug zum einfachen Volk verloren haben“, so Adams. „Kein Wunder, denn diese Regierung ist nicht vom Volk gewählt. Ihre Politik ist auf Machterhalt ausgerichtet und nicht an den Wünschen und Bedürfnissen des Volkes orientiert.“

Der Widerstand der buddhistischen Sangha, der Gemeinschaft der buddhistischen Geistlichen, hat eine lange Tradition in Burma. Der Bericht dokumentiert ihr politisches Engagement in Zeiten besonders repressiver Unterdrückung: im Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft, bei den Protesten gegen das Militär nach dem Putsch im Jahr 1962 und bei den Massendemonstrationen gegen die Militärherrschaft in den Jahren 1974, 1988 und 1990.

Darüber hinaus erläutert der Bericht, wie der Staatsrat für Frieden und Entwicklung (State Peace and Development Council, SPDC), so der offizielle Name der Militärregierung, regelmäßig Initiativen der Mönche für das Gemeinwohl der Gesellschaft sowie für Gesundheit und Bildung unterbindet, aber gleichzeitig versucht, den Buddhismus für seine Zwecke einzusetzen und sich durch den Bau von Pagoden oder durch großzügige Spenden an ranghohe Mönche und ausgewählte Klöster politische Legitimität zu verschaffen.

„Die purpurroten Roben und die vielen Tempel in Burma vermitteln zwar den Eindruck von Religionsfreiheit, aber in Wirklichkeit sind Mönche, die sich an friedlichen Protesten beteiligen, schon lange im Visier der verschiedenen Militärregierungen“, so Adams.

Der Bericht „The Resistance of the Monks“ ist eine Ergänzung zu der am 16. September begonnenen Human Rights Watch-Kampagne zur Freilassung der inhaftierten Mönche und weiterer politischer Häftlinge vor den für 2010 geplanten Wahlen. Human Rights Watch forderte die maßgeblichen Akteure der internationalen Staatengemeinschaft – einschließlich China, Indien, die Mitglieder des Verbandes Südostasiatischer Nationen (ASEAN), die Vereinigten Staaten, die Europäische Union, Australien und die neue Regierung Japans – auf, deutlich zu machen, dass sie die geplanten Wahlen als unglaubwürdig und nicht rechtmäßig betrachten, solange sich so viele buddhistische Mönche und Nonnen, Aktivisten und Oppositionelle in Haft befinden.

„Der Volkszorn in Burma brodelt weiter und eine Protestwelle wie in 2007 ist durchaus möglich. Es sei denn, die internationale Staatengemeinschaft übt gemeinsam Druck aus, damit sich das Regime ernsthaft für einen politischen Reformprozess einsetzt“, so Adams. „Sollten die sozialen Missstände nicht beseitigt werden, wäre es nicht weiter verwunderlich, wenn die Mönche wieder auf die Straße gingen.“

Aussagen buddhistischer Mönche aus dem aktuellen Bericht:

„Es ging uns nicht um Politik, sondern um Religion. Wir sind auf die Straße gegangen und haben das metta sutta, das Sutra der liebenden Güte, rezitiert. Wir haben die Gewalt, die zum Ziel hatte, die Regierung zu stürzen, nicht befürwortet... Wir haben von der Regierung eine bessere Politik für das Volk gefordert und die Junta boykottiert, indem wir unsere Almosenschalen umgedreht haben. Wir nennen es patta nikkujjana kamma. Wir haben nichts – weder Essen noch Medikamente – von den Regierungsangehörigen akzeptiert. Es ist der einzige Weg, um für unsere Rechte zu kämpfen. Mit Politik hat das nichts zu tun.“

U Viccita über seine Rolle bei den friedlichen Demonstrationen von 2007, 2008

„Massenverhaftungen, Morde, Folter und Haftstrafen konnten unseren Wunsch nach der Freiheit, die man uns genommen hatte, nicht unterdrücken. Sie haben wirklich alles versucht. Jetzt müssen sich die Generäle selbst vor den Folgen ihres eigenen Handelns fürchten. Wir halten am Prinzip der Gewaltlosigkeit fest, aber wir haben einen unerschütterlichen Willen. Es gibt kein Zurück. Selbst wenn ich oder andere Mitstreiter dafür ihr Leben hingeben sollten, werden andere in unsere Fußstapfen treten. Und es werden sich weitere anschließen.“

U Gambira, Anführer der Protestbewegung, im November 2007

„Ich werde ständig überwacht, weil ich als einer der Organisatoren gelte. Zwischen 12 Uhr mittags und 14 Uhr darf ich das Kloster verlassen. Aber ich werde überwacht. Ich musste meine Beschatter abschütteln, um zu diesem Treffen zu kommen. Angst habe ich keine, nicht um mich. Ich scheue mich nicht, ausländischen Journalisten über die Ereignisse zu berichten. Und ich bin bereit, bei der nächsten Gelegenheit wieder auf die Straße zu gehen. Wir wollen die Junta nicht. In meinem Kloster sind alle dieser Meinung.“

U Manita im Juli 2008

„Wir haben etwas erreicht [im September 2007]. Eine ganze Generation von Mönchen ist politisch mobilisiert worden. Wir bilden sie aus. Wir boykottieren das Militär nach wie vor und nehmen keine Geschenke oder Almosen von ihnen an. Ein Grund für den Sturz des Regimes ist die Globalisierung. Länder können nicht mehr wie früher isoliert werden. Schauen Sie sich Indonesien an, das Regime wurde gestürzt. Jetzt hat das Land eine demokratische Regierung. Wir wollen erreichen, dass sich der UN-Sicherheitsrat um Burma kümmert, die Vereinten Nationen sollen untersuchen, was wirklich passiert ist ... China und Russland können allerdings von ihrem Veto Gebrauch machen. Bitte berichten Sie der Welt über die Ereignisse in unserem Land!“

U Igara im Juli 2008

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