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Manipulierte Videoanrufe sollen Geflüchteten aus Ukraine schaden

Hochstapler gaben sich als Kiews Bürgermeister Klitschko aus

Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey bei einem Videotelefonat mit einer Person, die sich mithilfe von manipuliertem Videomaterial als Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko ausgibt, 24. Juni 2022. © 2022 Senate Chancellery of Berlin

Vitali Klitschko, Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew und ehemaliger Schwergewichtsweltmeister, steht seit Jahren vor der Kamera. Einige dieser Aufnahmen wurden nun offenbar von Hochstaplern manipuliert, die sich für ihn ausgaben.

In Videotelefonaten sprach der falsche Klitschko mit den Bürgermeister*innen von Berlin, Wien, Warschau und anderen Städten, diskutierte Details über Russlands Krieg in der Ukraine – und forderte die Rückführung von Geflüchteten in die Ukraine.

Eine Sprecherin der Berliner Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey sagte, sie sei misstrauisch geworden, als der falsche Klitschko sie bat, junge ukrainische Männer ins Kriegsgebiet zurückzuschicken. Das Meeting sei abgebrochen worden, das Büro habe den Sicherheitsdienst alarmiert und die Polizei habe Ermittlungen aufgenommen.

Ukrainische Beamte haben bestätigt, dass Giffey nicht mit dem echten Klitschko gesprochen hat. Zwei russische Komiker haben sich zu den Fälschungen bekannt.

Vor allem technisch wenig anspruchsvolle Manipulationen, wie falsch kontextualisierte Online-Videos, sind schon seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine immer wieder aufgetaucht. Im Februar wurde ein Foto von Klitschko mit einem Maschinengewehr in der Hand auf sozialen Medien verbreitet mit der Behauptung, er befinde sich im Kampf an der Front. In Wirklichkeit wurde das Foto während einer Trainingseinheit 2021 aufgenommen. Ein gefälschtes Video, das im März kursierte, zeigt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der die vermeintliche Kapitulation der ukrainischen Streitkräfte verkündet.

Manipulierte Fotos und Videos sind im Internet allgegenwärtig, von Katzenfiltern auf Instagram bis zu professionellen Filmproduktionen. Sogenannte Deepfakes oder manipulierte intime Bilder – technologiegestützte geschlechtsspezifische Gewalt – fügen Betroffenen enormen Schaden zu.

Aber nicht alles ist manipuliert. Regierungen haben versucht, echte Videoaufnahmen von Menschenrechtsverletzungen zu diskreditieren und kritische Satire unter dem Vorwand kriminalisiert, sie sei „gefälscht“.

Human Rights Watch arbeitet daran, digitale Inhalte zu verifizieren und Aufnahmen von möglichen Kriegsverbrechen und schweren Menschenrechtsverletzungen zu überprüfen.

Unabhängig davon, ob die manipulierten Anrufe bei den europäischen Bürgermeister*innen ein „Mittel der modernen Kriegsführung“ sind, wie die Berliner Bürgermeisterin sie nannte, oder nur ein medienwirksamer Streich – das Kapern diplomatischer Treffen, um zu illegalen Abschiebungen aufzurufen, kann schwerwiegende Folgen haben. Die Stadt Berlin schätzt, dass bis Mai 267.000 Menschen auf der Flucht aus der Ukraine in die deutsche Hauptstadt gekommen sind. Deutsche Behörden sind für ihre Sicherheit verantwortlich.

Behörden sollten sensible digitale Inhalte und Kommunikation prüfen, um das Risiko einer Täuschung zu verringern. Sie sollten Untersuchungen einleiten, wenn manipulierte Bilder mit böswilliger Absicht verwendet werden und zu Schaden führen, insbesondere wenn Menschenrechte auf dem Spiel stehen.

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