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Der deutsche Sportjournalist Hajo Seppelt hat letzte Woche eine unangenehme Überraschung erlebt: Russland verweigerte ihm ein Einreisevisum, um aus dem Land über die Fußball-WM 2018 zu berichten. Dabei hatte der mächtige Fußballverband FIFA seinen Antrag genehmigt. Seppelt arbeitet für die ARD und hat u.a. über den Sportdoping-Skandal in Russland berichtet.

Journalist Hajo Seppelt. © Hajo Seppelt/Twitter

Es ist nicht hinnehmbar, dass Russland einem Journalisten die Einreise verweigert, weil dieser seine Arbeit macht.  

Die Ausrichtung der Weltmeisterschaft bedeutet, dass man sich an die Regeln der FIFA halten muss. Artikel 3 der FIFA-Statuten und ihre Menschenrechtspolitik machen deutlich, dass Pressefreiheit und freier Zugang zu Medien zu den zentralen Prinzipien der FIFA gehören. Tatsächlich ist die Medienfreiheit eine der Grundvoraussetzungen für WM-Gastgeber.

Zudem ist es für die FIFA kontraproduktiv, die Pressefreiheit nicht zu verteidigen, da ein Großteil der FIFA-Mittel aus dem Verkauf von Medienrechten stammt.

Die FIFA hat diese Woche schnell gehandelt, damit Russland seine Entscheidung rückgängig macht. Seppelt kann nun doch nach Russland reisen. Die FIFA sollte für diesen angemessenen und notwendigen Schritt gelobt werden und Moskau signalisieren, dass Reporter nicht ausgeschlossen werden können, nur weil dem Kreml deren Berichterstattung nicht passt.

Doch angesichts der schlechten Bilanz Russlands in Sachen Pressefreiheit gibt es nach wie vor Anlass zur Sorge: Wenn Seppelt nach Russland reist, kann er dann ungehindert seiner Arbeit nachgehen? Die Frage ist nicht nur theoretisch gemeint - die Polizei hatte mehrere ausländische Journalisten im Vorfeld der Olympischen Spiele in Sotschi festgenommen. Das sind Risiken, die keinem Journalisten drohen dürfen, der über die Fußball-WM berichtet.

Diese Episode zeigt noch einmal, wie dringend die FIFA einen Mechanismus zum Schutz der Medien und von Menschenrechtsverteidigern einrichten muss, der es Betroffenen ermöglicht, Beschwerden schnellstmöglich an die FIFA zu richten, so dass diese zügig reagieren kann. Diese institutionellen Reformen sind der beste Weg, um künftige Probleme zu vermeiden.

Die FIFA hat sich bereit erklärt, sich bei allen ihren Operationen an die UN-Leitprinzipien für Menschenrechte zu halten. Das bedeutet, dass ein spezielles Beschwerdesystem für Abhilfe und Transparenz entwickelt werden muss.

Seppelts Visum für die WM-Berichterstattung hätte nie verweigert werden dürfen. Aber diese unglückliche Episode zeigt, dass die FIFA durchaus Einfluss auf die Einhaltung der Menschenrechte hat und diesen auch nutzen sollte, u.a. um die Freilassung des tschetschenischen Menschenrechtsaktivisten Ojub Titijew einzufordern. Journalisten sollen Zugang zu unabhängigen Quellen haben, um über Tschetschenien zu berichten - wo die ägyptische Nationalmannschaft ihr Trainingslager hat.

In der Zwischenzeit sollen die russischen Behörden aus dem Fall Seppelt lernen und öffentlich zusichern, dass alle Journalisten während und nach der Weltmeisterschaft frei berichten können

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