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Hausangestellte – Kinderbetreuer, Haushaltskräfte und Pflegekräfte – gehören zu den am häufigsten ausgebeuteten Arbeitnehmern weltweit. Doch durch einen neuen internationalen Vertrag, zu dem die Recherchen und Interessenarbeit von Human Rights Watch über die vergangenen 10 Jahren maßgeblich beigetragen hat, werden Hausangestellte künftig besser vor Missbrauch und Ausbeutung geschützt.

Die weltweit insgesamt 50-100 Millionen Hausangestellten werden häufig Opfer eines breiten Spektrums von Menschenrechtsverletzungen, von extrem langen Arbeitszeiten und der Verweigerung von arbeitsfreien Tagen bis hin zu körperlicher und sexueller Gewalt von Seiten der Arbeitgeber. Viele müssen monatelang auf ihre Löhne warten oder werden überhaupt nicht bezahlt.

Der nun verabschiedete, bahnbrechende Vertrag gibt Hausangestellten endlich die Würde, die ihnen solange verwehrt wurde, und die gleichen Rechte, die anderen Arbeitnehmern seit langem gesetzlich zustehen. Dazu gehört ein Mindeslohn, wöchentliche arbeitsfreie Tage und Arbeitszeit-Obergrenzen. Das Abkommen verpflichtet zudem Regierungen, den Missbrauch von Hausangestellten zu verhindern, die Regelungen des Vertrags zu durchzusetzen und ihre Einhaltung zu überwachen.

Etwa 30 Prozent aller Hausangestellten sind Mädchen, von denen einige schon im Alter von 6 bis 8 Jahren zu arbeiten beginnen und dem Missbrauch dadurch besonders schutzlos ausgeliefert sind. Auch Arbeiter, die ihr Land auf der Suche nach Beschäftigung verlassen haben, unterliegen einem hohen Risiko, Gewalt zu erfahren. Angesichts dessen berücksichtigt der Vertrag die Schutzbedürftigkeit beider Gruppen in besonderer Weise.

Als Human Rights Watch vor 10 Jahren damit begann, Menschenrechtsverletzungen gegen Hausangestellte zu unteruschen, interessierte sich praktisch niemand für ihre Not. Unsere Recherchen und Interessenarbeit trugen – zusammen mit einer wachsenden Bewegung für die Arbeitnehmerrechte von Hausangestellten – dazu bei, ein breites Bewusstsein für die Problematik zu schaffen.

Human Rights Watch führe Untersuchungen über den Missbrauch von Hausangestellten in über 15 Ländern durch. Unsere Nachforschungen zu minderjährigen Hausangestellten in El Salvador, Guinea, Indonesien und Marrokko ergaben, dass manche Kinder schon mit 6 Jahren bis zu 16 Stunden täglich arbeiten müssen. In Indonesien ergaben unsere Recherchen, dass nur eines von 45 befragten Kindern zur Schule ging.

In Malaysia, Singapur, Kuwait, Saudi Arabien und anderen Ländern im Nahen Osten fanden wir heraus, dass ausländische Botschaften quasi täglich als Notunterkünfte für misshandelte Hausangestellte dienen müssen, die Beschwerde einreichen oder versuchen, in ihr Heimatland zurückzukehren.

Im Libanon stießen wir auf eine erschütternd hohe Sterblichkeit unter Hausangestellten (ausnahmslos Migranten), die mit einer Rate von einer Person pro Woche starben – zumeist durch Selbstmord oder beim gescheiterten Versuch aus hohen Wohngebäuden auszubrechen.

Human Rights Watch baute Druck auf Regierungen auf, um den Schutz von weiblichen Migranten zu verbessern – mit Erfolg.

Indonesien und Sri Lanka verstärkten die Überwachung von Arbeitsvermittlern und bieten Personen, die als Hausangestellte im Ausland arbeiten möchten, zusätzliche Angebote, etwa Schulungen, Vermittlung bei Konflikten mit dem Arbeitgeber und juristische Hilfe in Gerichtsverfahren. Guinea führte einen “Kinder-Kodex” ein, der minderjährige Arbeitnehmern besser schützt.

Kuwait, der Libanon, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Saudi Arabien und Malaysia erwägen Reformen durch die Verabschiedung neue Gesetze oder die Änderung bestehender Arbeitsrichtlinien. Im Libanon erließ die Regierung neue Regeln für Arbeitsvermittlungsagenturen und führte einen verpflichtenden Mustervertrag ein, der beispielsweise wöchentliche arbeitsfreie Tage garantiert.

Das Problem war jedoch globaler Natur und bedurfte einer globalen Lösung.

Vor drei Jahren, als die Internationale Arbeitsorganisation ILO beschloss, über neue, internationale Standards für Beschäftigte im häuslichen Bereich zu beraten, starteten wir eine globale Interessenkampagne. Wir verschickten Hunderte Briefe an die Arbeitsminister verschiedenster Länder und sprachen mit Dutzenden Regierungsbeamten. Wir produzierten einen Kurzfilm und eine Fotobroschüre mit unseren wichtigsten Rechercheergebnissen sowie Handlungsempfehlungen und hielten öffentliche Informationsveranstaltungen in Genf und Den Haag ab, um Unterstützung für den Vertrag aufzubauen.

Im vergangenen Jahr stimmte die ILO schließlich zu, eine rechtsverbindliche Konvention auszuarbeiten, die zur Stärkung und Durchsetzung von Gesetzen zum Schutz von Hausangestellten verpflichtet und von allen Vertragsparteien ratifiziert weden muss. Wir nahmen aktiv an jeder Phase der Vertragsverhandlungen teil und drängten insbesondere auf gesonderte Schutzmechanismen für Migranten und Kinder, die als Hausangestellte tätig sind und die oft besonders verwundbar sind.

Wir arbeiteten eng mit Arbeitnehmergruppen zusammen und berieten Diplomaten und Arbeitsgeberverbände. Dabei ermutigten wir die, die Konvention und ihre wichtigsten Bestimmungen zu unterstützen. Wir führten hitzige Debatten über strittige Punkte der Konvention, etwa die Regulierung privater Arbeitsvermittlungsagenturen oder das Recht minderjähriger Hausangestellten auf Bildung.

Regierungsvertreter nutzten unsere Materialien, um die Mitarbeiter ihrer Arbeitsministerien zu unterrichten und griffen bei den Verhandlungen auf die Empfehlungen unserer Berichte zurück, die sie als Änderungsanträge einbrachten.

Von den 475 durch Regierungs-, Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern abgegebenen Stimmen, befürworteten 396 die Konvention bei 63 Enthaltungen und nur 16 Gegenstimmen. Über die Ausweitung grundlegender Arbeitnehmerrechte hinaus, verpflichtet der Vertrag Regierungen, ein Mindestalter für Hausangestellte festzusetzen und Mädchen den Zugang zu Bildung zu garantieren. Um als Hausangestellte arbeitende Einwanderer zu schützen, verlangt die Konvention von den Vertragsstaaten, die Aktivitäten von Arbeitsvermittlern zu regulieren und Missbrauchs-Beschwerden nachzugehen.

Human Rights Watch wird sich nun dafür einsetzen, dass Regierungen dieses bahnbrechende Abkommen so rasch wie möglich ratifizieren und ihre nationale Gesetzgebung mit dem Vertrag in Einklang bringen.

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