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Was der deutsche Fußball für Menschenrechte in Katar tun kann

DFB will FIFA zu Entschädigungen für Gastarbeiter drängen

T-Shirt-Aktion der deutschen Fußballnationalmannschaft beim WM-Qualifikationsspiel zwischen Deutschland und Island am 25. März 2021 in Duisburg. © 2021 Marvin Ibo G'ng'r/picture-alliance/dpa/AP Images

Menschenrechtsverletzungen in Katar offen anzuprangern ist möglich – die Konsequenzen hängen bloß davon ab, wer etwas sagt. Philipp Lahm, Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft von 2014, erntete viel Lob, als er ankündigte, nicht am Turnier in Katar teilzunehmen, und die Menschenrechtslage in dem Land kritisierte. Als Malcolm Bidali, ein kenianischer Gastarbeiter in Katar, öffentlich Vorwürfe der Arbeitsrechtsverletzung erhob, hat ihn die Staatssicherheit gewaltsam verschwinden lassen und in Einzelhaft gesteckt.

Wenn im November die Fußballweltmeisterschaft beginnt, werden deutsche Spieler und Fans Teil eines Turniers, das auf einem Berg von Menschenrechtsverletzungen gebaut ist. Die Stadien und die Infrastruktur wurden von Arbeitern errichtet, die unter ungeklärten Umständen zu Tode kamen, Verletzungen erlitten und deren Löhne gestohlen wurden. Die Frauen in Katar haben gesehen, wie die Bühne für eines der größten Sportereignisse der Welt bereitet wird, während die Behörden sie weiterhin männlichen Vormündern unterstellen, die für sie Entscheidungen treffen. LGBT-Kataris, die ihre Mannschaften von der Fankurve aus anfeuern, sind aus Angst vor Verfolgung gezwungen, ihre sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität zu verbergen.

Der Deutsche Fußball-Bund und seine Spieler sprechen sich zunehmend offen und einflussreich gegen die Missstände in Katar aus.

2021 veröffentlichte der DFB seine Menschenrechts-Policy und ein Positionspapier zu Katar, in dem er die Gastgeberländer großer Turniere und den Weltfußballverband FIFA zur Einhaltung der Menschenrechte auffordert. Die Spieler setzten ein Zeichen mit Trikots mit der Aufschrift „HUMAN RIGHTS“. Vor allem aber versprach der DFB-Präsident, sich bei der FIFA für die Entschädigung von Arbeitsmigranten einzusetzen, deren Rechte verletzt wurden.

Hundert Tage vor Beginn des Turniers könnte diese Forderung nicht dringender sein. Human Rights Watch und andere verlangen von der FIFA und Katar, Entschädigungen für schwere Menschenrechtsverletzungen zu zahlen. Die FIFA behauptet, sie „prüfe derzeit Entschädigungsmechanismen“ für Gastarbeiter, die am Arbeitsplatz Verletzungen erlitten haben oder gestorben sind.

Wenn der DFB – der größte nationale Mitgliedsverband der FIFA – und andere Fußballverbände genügend Druck ausüben, sind Entschädigungen möglich. Sowohl Katar als auch die Heimatländer der Arbeiter haben Zugang zu Unterlagen wie Gesundheitsberichten und Totenscheinen. Sie wissen, wer beim Bau von Stadien und Straßen ums Leben kam und wessen Familienangehörige ohne ihren Ernährer auskommen müssen.

Die katarischen Behörden sind bekannt dafür, diejenigen zu unterdrücken, die Menschenrechtsverletzungen anprangern, wie Malcolm Bidali. Wenn es der DFB und andere Fußballverbände ernst meinen mit Menschenrechten, sollten sie ihre Plattform nutzen, um diesen Stimmen Gehör zu verschaffen, und so lange auf Entschädigungen drängen, bis die FIFA und Katar endlich zahlen.

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