Es war eine entsetzliche Gewaltorgie aus Hass: brüllende junge Männer gegenüber wehrlosen Familien und Kindern. Das ist Teil eines beunruhigenden globalen Trends. Am 27. Dezember stürmten wutentbrannte Studenten eine provisorische Flüchtlingsunterkunft in einem Parkhaus in Banda Aceh, Indonesien, und durchbrachen dabei die Polizeiabsperrungen. Mehr als 100 Randalierer stürzten sich auf die 137 dort untergebrachten Rohingya-Geflüchteten, hauptsächlich Frauen und Kinder.
Nachdem sie die Geflüchteten verbal und körperlich angegriffen hatten, zwangen sie sie auf Lastwagen und brachten sie zur Immigrationsbehörde der Regierung, wo die Studenten ihre Abschiebung forderten. Die Videoaufnahmen des Angriffs und des Transportes zeigen den Hass.
Dies ist kein Einzelfall. In der indonesischen Provinz Aceh haben Anwohner versucht, Boote mit Rohingya-Geflüchteten daran zu hindern, die Küste zu erreichen. Sie haben auch die Zelte der Rohingya an Stränden und anderen provisorischen Standorten umzingelt und gefordert, dass diese umgesiedelt werden. Der Hass, der diese schrecklichen Angriffe antreibt, wurde in koordinierten Online-Kampagnen angeheizt. Hetzer verbreiten in den sozialen Medien regelrechte Lügen über die Geflüchteten, um die Öffentlichkeit gegen sie aufzuhetzen.
Und das ist nicht auf Indonesien beschränkt. Es ist ein weit verbreitetes Phänomen. Im vergangenen Jahr haben wir in zahlreichen Ländern solche orchestrierte Mobgewalt gegen Geflüchtete und Migrant*innen erlebt. In Großbritannien haben rechtsextreme und ausländerfeindliche Gruppen Hotels angegriffen, in denen Asylsuchende untergebracht waren. In Deutschland nehmen die Angriffe auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte zu. Auch in Zypern, Griechenland, Irland, Südafrika, Tunesien und vielen anderen Ländern kam es zu Gewalt gegen Geflüchtete und Migrant*innen.
Zweifellos wurden viele dieser Angriffe ähnlich wie im Falle Indonesiens auf einem Online-Herd aus Lügen und Desinformation zum Siedepunkt erhitzt.
In so vielen dieser Länder schüren Politiker*innen, die ihre Macht ausbauen wollen, die Gewalt weiter, indem sie versuchen, Geflüchtete als Sündenböcke für die Missstände in der Gesellschaft zu missbrauchen. Das ist eine hilfreiche Ablenkung von ihrem eigenen Versagen. Etwas Produktives für die Bevölkerung zu tun, verlangt von den Politiker*innen Anstrengung; machtlosen Menschen die Schuld zu geben, verlangt fast gar keine.
In einem Nachrichtenbericht aus Indonesien spricht eine geflüchtete Rohingya namens Romakto, die nach eigenen Angaben in Myanmar gefoltert und ihr Mann von einer bewaffneten Bande in Bangladesch ermordet wurde, Klartext.
"Wir sind hilflos. Unser Land, unser Grund und Boden und unsere Heimat wurden uns weggenommen. Dann sind wir hierher gekommen, um Frieden zu suchen, denn wir haben unser ganzes Leben lang nichts als Schmerz erlebt."
Egal, ob es sich um Schlägertruppen auf der Straße oder um Anzug tragende Politiker*innen handelt: Es ist schwer zu verstehen, was in deren Hirnen vor sich gehen muss, um eine solche Person angreifen zu wollen. Es ist eine Ablehnung aller Empathie und des Mitgefühls für verzweifelte Menschen in Not und eine schockierende Hinwendung zum Bösen.