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Sudan: Massive Gräueltaten in Darfur

Nahezu eine Million Menschen durch die von der Regierung verfolgte Taktik der verbrannten Erde gewaltsam vertrieben

(New Yor) - Die sudanesische Regierung ist mitschuldig an den Verbrechen der von der Regierung unterstützten Milizen in Darfur, stellte Human Rights Watch in einem neuen Bericht fest. Im Zuge einer Kampagne der Zerstörung und Vertreibung ( Strategie der "verbrannten Erde") töten, vergewaltigen und plündern Regierungstruppen und arabische Milizen afrikanische Zivilisten, die den selben ethnischen Gruppen angehören, wie die Rebellen in dieser westsudanesischen Region.

Der Bericht: "Darfur in Flames: Atrocities in Western Sudan", beschreibt mit welcher Strategie die Regierung Zivilisten aus den nicht arabischen Gemeinden, aus denen die meisten Angehörigen der beiden größten Rebellenorganisationen, die Sudan Liberation Movement/Army (SLM/A) und die Justice and Equality Movement (JEM) stammen, gewaltsam vertreibt. Human Rights Watch hat festgestellt, dass das Militär willkürlich Zivilisten bombardiert. Gleichzeitig zerstören sowohl Regierungstruppen als auch Milizen systematisch Dörfer und verüben brutale Angriffe auf die ethnischen Gruppen der Fur, Masaalit und Zaghawa.

"Das sudanesische Militär und von der Regierung unterstützte Milizen begehen in der westlichen Region Darfur täglich schwere Menschenrechtsverletzungen," sagte Georgette Gagnon, stellvertretende Direktorin der Afrika-Abteilung von Human Rights Watch. "Durch Terrorkampagne der Regierung wurden bereits eine Million unschuldiger Zivilisten gewaltsam vertrieben und die Zahl steigt täglich an."

Human Rights Watch hat die sudanesische Regierung aufgefordert, die Milizgruppen unverzüglich zu entwaffnen und aufzulösen und internationale Hilfsorganisationen zur humanitären Versorgung der Vertriebenen in die Region zu lassen.

Die Regierung hat über 20.000 arabischstämmige Milizsoldaten rekrutiert und mit Waffen ausgerüstet und operiert zusammen mit diesen als "Janjaweed" bekannten Milizen bei den Angriffen auf Zivilisten der Stämme der Fur, Masaalit und Zaghawa. Im letzten Jahr sind beinahe eine Million Zivilisten aus ihren Heimatdörfern geflohen. Die meisten von ihnen werden in Dörfer oder Lager vertrieben, wo sie von den Milizen weiter getötet, vergewaltigt oder ausgeraubt werden.

Aufgrund von Streitigkeiten über Land und die spärlichen Ressourcen gab es in Darfur bereits seit Jahrzehnten immer wieder Zusammenstöße der arabischen und afrikanischen Bevölkerungsgruppen. Der aktuelle Konflikt begann jedoch vor 14 Monaten, als sich zwei neue Rebellenorganisationen herausbildeten. Die Rebellenbewegungen SLM/A (Sudan Liberation Movement/Army) und JEM (Justice and Equality Movement) verlangten von der sudanesischen Regierung, die arabischen Gruppen in Darfur nicht länger mit Waffen zu versorgen und sich mit den anhaltenden Schwierigkeiten der unterentwickelten Region zu befassen.

Die Regierung reagierte mit massiven Bombenangriffen, die zusammen mit den Überfällen der plündernden Milizen mehr als 800.000 Menschen aus ihren Häusern und weitere 110.000 Menschen in den benachbarten Tschad vertrieben haben.

In ihrer Kampagne der verbrannten Erde haben die Regierungsarmee und die Milizen mehrere Tausend Zivilisten der Stämme der Fur, Zaghawa und Masaalit getötet, routinemäßig Frauen und Mädchen vergewaltigt, Kinder entführt und zehntausende Rinder und anderes Eigentum geraubt. In vielen Teilen Darfurs haben sie gezielt hunderte Dörfer niedergebrannt und Wasserstellen und andere Bereiche der Infrastruktur zerstört, um den ehemaligen Bewohnern die Rückkehr erheblich zu erschweren.

"Die Milizen ermorden nicht nur die Menschen, sie zerstören auch die Lebensgrundlage zehntausender Familien," sagte Gagnon. "Die Betroffenen sind die Bauern der Region. Wenn diese Misshandlungen nicht beendet werden und die Menschen keine humanitäre Hilfe erhalten, könnte es in wenigen Monaten zu einer Hungerkatastrophe kommen."

UNO-Generalsekretär Kofi Annan solle das Büro des Hochkommissars für Menschenrechte auffordern, unverzüglich eine Untersuchungsmission zu entsenden, um die Situation in Darfur zu untersuchen, fordert Human Rights Watch. Die Mission solle der UNO-Kommission für Menschenrechte, die derzeit in Genf zusammentritt, vor Ende der Sitzung am 23. April Bericht erstatten. Human Rights Watch fordert auch die UNO-Kommission für Menschenrechte dringend dazu auf, eine Resolution zu verabschieden und einen Sonderbeauftragten für Menschenrechte im Sudan einzusetzen.

Der Bericht von Human Rights Watch beschreibt, wie die Regierungsarmee die "Janjaweed" ungestraft walten lässt. Die Streitkräfte der Regierung bieten Zivilisten selbst dann keinen Schutz, wenn diese unbewaffneten Menschen an das Militär und die Polizei mit der Warnung appellieren, dass ihre Dörfer demnächst angegriffen würden. Die Regierungsarmee und die "Janjaweed" haben auch die Flucht der Zivilisten in den Tschad behindert.

"Die Khartum-Regierung hat versucht, diesen Aufstand in Blitzgeschwindigkeit niederzuschlagen, um der internationalen Gemeinschaft nicht genug Zeit zu geben, mobil zu machen und die Regierung dazu zu drängen, der Zerstörung von Darfur ein Ende zu bereiten," fügte Gagnon hinzu. "Die sudanesische Regierung wird sich jedoch trotzdem für die begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die nicht ignoriert werden können, verantworten müssen."

Die Friedensgespräche zum Sudan, die von der Inter-Governmental Authority on Development (IGAD), einer Regierungsorganisation ostafrikanischer Staaten, in Kenya organisiert wurden, beziehen nur die beiden Hauptgruppen im 20-jährigen Konflikt im Süden des Sudans ein. Weder Darfur noch die Rebellen dieser Region spielen in den Friedensgesprächen eine Rolle. Dank des von der internationalen Gemeinschaft verordneten Waffenstillstands im Süden des Landes konnte die sudanesische Regierung ihre Angriffshubschrauber und andere schwere Waffen, finanziert aus den Öleinkünften aus dem Süden, in die westliche Region Darfur verlagern.

Die willkürlichen Bombenangriffe der Regierung, ihre militärische Zerstörungs- und Vertreibungsstrategie sowie die Verweigerung humanitärer Hilfe in Darfur zeugen von der gleichen tödlichen Strategie, die auch im Süden angewandt wurde, wobei die Zerstörungen und die Vertreibungen hier schneller voranschreiten als jemals zuvor im südlichen Teil des Landes.

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