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Wie Human Rights Watch heute mitteilte, kam es im Sudan in der Region Darfur zu einem Massaker an 136 schwarzafrikanischen Männern. Diese wurden in einer gemeinsamen Aktion von Regierungstruppen und arabischen Milizen zuerst verhaftet und dann von den Milizen Stunden später hingerichtet.

Human Rights Watch hat im Laufe einer fast einmonatigen Recherche in Darfur Dutzende von Angriffen durch arabische Milizen – sogenannte Janjaweed – dokumentiert. Bis auf zwei Fälle wurden die Angriffe immer in Verbindung mit Regierungstruppen durchgeführt.

“Die Janjaweed können nicht länger einfach nur als von der sudanesischen Regierung unterstützte Milizen bezeichnet werden,“ sagte Kenneth Roth, Direktor von Human Rights Watch. „Diese Milizen arbeiten ganz gezielt mit den Regierungstruppen zusammen und können zudem mit Straffreiheit für ihre „massiven Verbrechen“ rechnen.“

Die 136 Männer im Alter zwischen 20 bis 60 Jahren, die alle der ethnischen Gruppe der Fur angehörten, wurden Anfang März in zwei getrennten Gruppen in der Gegend von Garsila und Mugjir in Wadi Saleh zusammen getrieben und anschließend in Armeefahrzeugen in die nahegelegenen Täler verbracht. Dort mussten sie sich auf den Boden knien und wurden dann durch Genickschüsse hingerichtet.

Die meisten der Hingerichteten hatten in den Gegenden von Garsila und Mugjir Zuflucht gesucht, nachdem ihre Dörfer von Regierungstruppen und Janjaweed-Milizen unter dem Kommando von Ali Kwoshib, dem Kommandeur der Janjaweed in der Jebel Marra-Region, niedergebrannt und geplündert worden waren.

Human Rights Watch erklärte, dass viele Janjaweed-Kämpfer sich in Bataillonen organisieren, die denen der Regierungstruppen strukturell angeglichen sind. Sie verfügen über die selben Waffen wie normale Soldaten und die Uniformen der Anführer haben die selben Streifen wie die der Truppenführer der normalen Armee. Auch eine steigende Anzahl von Janjaweed-Kämpfern tragen die selben Uniformen wie die Regierungssoldaten. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Träger der Janjaweed-Uniformen auf der Brusttasche ein Abzeichen tragen, auf dem ein bewaffneter Mann auf einem Pferd abgebildet ist.

Die von den Janjaweed durchgeführten Operationen werden oft von der sudanesischen Armee unterstützt. Vor den Operationen werden die betreffenden Gebiete oft aus der Luft bombardiert und hinterher durch Helikopter-Aufklärungsflüge sichergestellt, dass das Gebiet auch wirklich „gesäubert“ ist. Vielerorts organisieren sich normale Truppen und Janjaweed zusammen in einem gemeinsamen Quartier – oft in der örtlichen Polizeistation – bevor sie zu ihren Brandschatzungen und Plünderungen aufbrechen.

Am Tag der beiden Massaker, am 5. März, wurden auch neun Fur omdas (Anführer) in Regierungsgefängnissen in Garsila and Mugjir erschossen, nachdem sie in der Woche zuvor verhaftet worden waren. Ihr Tod wurde von ihren Familien bestätigt, nachdem man sie aufgefordert hatte, die sterblichen Überreste für das Begräbnis abzuholen.

Dorfbewohner aus der Gegend von Garsila berichteten Human Rights Watch, dass sie am Morgen des 5. März aufwachten und ein Gebiet von insgesamt 32 Dörfern von Regierungstruppen und Janjaweed umstellt vorfanden. Die Truppen kamen dann in die Dörfer und stellten den Männern Fragen über ihre Herkunft. 104 Personen, die meisten waren zuvor aus Dörfern in der Region Zamey, südlich von Deleig vertrieben worden, wurden in das Regierungsgefängnis nach Deleig, nordwestlich von Garsila transportiert. Einheimische berichten, dass noch in der selben Nacht 72 der 104 Männer in Armeelastwagen verfrachtet, zwei Kilometer in ein Tal gefahren und dort hingerichtet wurden.

32 der in Garsila zusammengetriebenen Männer befinden sich nach Angaben von Human Rights Watch noch immer in Gefangenschaft. Ihnen drohen ebenfalls Folter und Ermordung.

Unter den anderen 72 befand sich ein Mann, der die Massenhinrichtung überlebte, weil die Truppen ihn für tot gehalten hatten. Nach dem Massaker schleppte er sich zurück nach Deleig und erreichte den Ort in den frühen Morgenstunden des 6. März, wo er die Einheimischen alarmierte.
Human Rights Watch erfuhr vor Ort, dass die Regierungs- und die Janjaweed-Truppen offenbar nach früheren Bewohnern von niedergebrannten Dörfern fahndeten. Nach der Errichtung der Janjaweed-Basis im Juli 2003 durch Ali Kwoshib wurden viele Orte in wahren Feuerorgien zerstört. Der anonyme Überlebende, der sich im Augenblick in Deleig auf dem Weg der Besserung befindet, berichtete, dass er zusammen mit den anderen für die Exekution ausgewählten Männern in Armeelastwägen und Autos zu dem betreffenden Tal gefahren worden war, wobei die Regierungstruppen von „Janjaweed auf Pferden“ begleitet wurden.

Weitere 65 Männer sind offensichtlich in einer ähnlichen Operation hingerichtet worden, und zwar in der Region Mugjir, etwa 80 Kilometer östlich von Garsila. Einzelheiten sind hier jedoch nicht bekannt, da niemand dieses Massaker überlebte.

Die Massaker von Wadi Saleh passen genau zur Vorgehensweise der Regierungs- und Janjaweed-Truppen. Bis zu Beginn dieses Jahres konnten die Janjaweed zwar mit der Unterstützung der Regierung rechnen, zu einer aktiven Teilnahme der Armee kam es bis zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. In den letzten Monaten jedoch gingen Milizen immer öfter gemeinsam mit den Regierungstruppen gegen die Bevölkerung von Darfur vor.

Nach einem gemeinsamen Angriff der Armee und der Janjaweed auf das Dorf Terbeba, bei dem 31 Menschen ums Leben gekommen und 12 verletzt worden waren, erklärte der Dorfvorsteher Scheich Abdullah Mohammed Hussein: „Sie kommen zusammen, sie kämpfen zusammen und sie verschwinden zusammen.“

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