Einführung

Seit 2003 begehen sudanesische Regierungstruppen gemeinsam mit Janjaweed-Milizen Massaker an der Zivilbevölkerung in Darfur. Die Region im Westen des Sudans ist eine der ärmsten und unzugänglichsten Gebiete weltweit.

Verantwortlich für die ethnischen Säuberungen und Verbrechen gegen die Menschheit in Darfur ist die sudanesische Regierung. Regierungstruppen überwachten willkürliche Hinrichtungen, das Niederbrennen von Dörfern und Städten und waren auch direkt daran beteiligt. Ferner vertrieben sie die ethnischen Gruppen der Fur, Masalit und Zaghawa gewaltsam aus lange von ihnen bewohnten Landstrichen. Arabische Janjaweed-Milizen, deren Mitglieder Muslime sind, zerstörten Moscheen, töteten Muslime und religiöse Führer und entweihten religiöse Schriften, die ihren Feinden gehörten.

Zahlreiche Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt. Dörfer wurden systematisch in Brand gesteckt – häufig zweimal. Vieh, Lebensmittelvorräte, Brunnen und Pumpen, Decken und Kleidung wurden entweder geplündert oder zerstört.

Laut Schätzungen der Vereinten Nationen verloren 2 Millionen Menschen durch den Bürgerkrieg ihr Heim. 250.000 Flüchtlinge befinden sich im benachbahrten Tschad, einer der ärmsten Staaten in Afrika. Viele verlassene Dörfer wurden zerstört. Doch selbst wenn die Häuser noch stehen, wollen die Vertriebenen nicht zurück, so lange ihre Sicherheit nicht garantiert werden kann. „Wenn wir zurückkehren“, so ein Flüchtling, „werden wir getötet“.

Die Schätzungen darüber, wie viele Tote es in Darfur gab, gehen weit auseinander. Es wird angenommen, dass zumindest 100.000 Menschen durch Gewalt oder Krankheiten starben. Doch die Zahl der Toten steigt weiter. Flüchtlingslager werden nur unzureichend beschützt. Darüber hinaus werden Frauen und Mädchen oft Opfer sexueller Übergriffe, wenn sie das Lager verlassen, um zum Beispiel Holz oder Futter für ihre Tiere zu sammeln.

Die Zeichnungen

Im Februar dieses Jahres waren Dr. Annie Sparrow and Olivier Bercault, beide Mitarbeiter von Human Rights Watch, im Tschad, um sexuelle Übergriffe und die Sicherheitsvorkehrungen in den Flüchtlingslagern zu untersuchen. Dr. Sparrow ist Kinderärztin und bittet Kinder üblicherweise etwas zu zeichnen, während sie mit den Eltern spricht. So hielt sie es auch in Darfur, als Bercault and Sparrow mit den Eltern, Lehrern und Lagerleitern redeten. Ohne jede Anleitung zeichneten die Kinder ihre Kriegserlebnisse: die Angriffe der Janjaweed, die Bombardments durch sudanesische Regierungstruppen, die Hinrichtungen und die Flucht in den Tschad.

Sparrow and Bercault besuchten Schulen in sieben Flüchtlingslagern und im Grenzort Tin. Viele der Kinder, die zwischen 8 und 17 Jahre alt waren, zeigten ihnen ihre Zeichnungen, die sie – oft während dem Mathematik oder Arabisch-Unterricht – in ihre Hefte gemalt hatten. Hunderte Schulkinder boten ihre Bilder an, in der Hoffnung, dass die Welt ihre Kriegsgeschichten erfahren würde.

Viele Kinder fühlen sich im Stich gelassen. Das wiederkehrende Motiv der Handys kann wohl als Hilferuf an die internationale Gemeinschaft verstanden werden. Auf die Frage, was sein schönstes Erlebnis seit seiner Flucht in den Tschad war, anwortete ein achtjähriger Junge, „Sie zu sehen“. Endlich war jemand da, um zu sehen, wie es ihm geht und um seine traurige Geschichte weiterzuerzählen.