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Wer war Ali Hassan Al-Majid („Chemie Ali”)?
(New York, 7. April 2003) – Der irakische General Ali Hassan al-Majid, Cousin von Staatschef Saddam Hussein, entwarf 1988 die sogenannte Anfal-Kampagne gegen die kurdische Bevölkerung im Nordirak. Während der Anfal-Kampagne wurden zirka 100.000 Kurden ermordet oder „verschwunden“.


Zu diesem Thema

Genocide in Iraq: The Anfal Campaign Against the Kurds
HRW Bericht, Juli 1993



“Al-Majid war Saddam Husseins Vollstrecker. Er war in den schlimmsten Verbrechen der irakischen Regierung beteiligt, darunter Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“

Kenneth Roth
Direktor von Human Rights Watch


 
Der wiederholte Einsatz chemischer Waffen verlieh Al-Majid den Namen „Chemie Ali“. Wenig später wurde Al-Majid mit Iraks brutaler Invasion in Kuwait beauftragt und diente als Oberhaupt der irakischen Armee im Süden des Landes. Laut Berichten kam er dort durch US- und alliierte Truppen ums Leben.

“Al-Majid war Saddam Husseins Vollstrecker, ” sagte Kenneth Roth, Direktor von Human Rights Watch. “Er war in den schlimmsten Verbrechen der irakischen Regierung beteiligt, darunter Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“

Als Generalsekretär des Nordbüros der irakischen Baath-Partei, war al-Majid von März 1987 bis April 1989 für alle Staatsbehörden in den kurdischen Regionen verantwortlich, darunter auch das erste und fünfte Armee Korps, die Generalsicherheitsdirektion und den Militärgeheimdienst. Während dieser Zeit fand die Anfal-Kampagne gegen die in dieser Region lebenden Kurden statt. Ein Befehl von al-Majids vom 20. Juni 1987 lautete, dass die Armee-Kommandeure „ein spezielles Bombardement durchführen sollten (eine Referenz zu chemischen Waffen) ... um so die größte Anzahl von Menschen zu töten... die sich in den verbotenen Gebieten befinden.“

Die Anfal-Kampagne, benannt nach einem Koranvers, der die Plünderung von Ungläubigen rechtfertigt, fand gegen Ende des Irak/Iran Krieges von 1980-1988 statt. Unter Majids Befehlsgewalt, starben oder „verschwanden“ zirka 100.000 Zivilisten, wurden chemische Waffen gegen Zivilisten eingesetzt und die Infrastruktur in den kurdischen Gebieten fast vollkommen zerstört. Dokumente des irakischen Geheimdienstes beweisen, dass Massenhinrichtungen, das „Verschwinden“ von Menschen, Zwangsumsiedlung und andere Verbrechen unter der direkten Aufsicht von al-Majid stattfanden. Ali Hassan al-Majid wurde weiterhin mit der Besetzung Kuwaits beauftragt und unterdrückte 1991 den Volksaufstand im Süden von Irak. In allen militärischen Operationen die al-Majid leitete, kam es zu Massenhinrichtungen, willkürlichen Festnahmen, Folter und anderen Gräueltaten.

Zeugenaussagen von irakischen Oppositionsmitgliedern und Flüchtlingen zufolge, hatte al-Majid außerdem eine wichtige Rolle bei der Kampagne von 1990 gegen die arabische Sumpfbevölkerung. 1991 lebten noch zirka 250.000 Sumpf-Araber im Irak. Nach letzten Schätzungen leben heute nur noch zirka 40.000 in den Gebieten ihrer Vorfahren. Viele Sumpf-Araber sind verhaftet, „verschwunden“ oder ermordet worden; viele mussten außer Landes fliehen oder sind intern Vertriebene.

„Al-Majid steht für die schlimmsten Verbrechen des irakischen Regimes,“ sagte Roth. „Er war einer der entscheidenden Figuren im Völkermord von 1988 und war für andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich.“

„Chemie Ali“ in seinen eigenen Worten

In einem 1988 aufgezeichneten Video, das von Human Rights Watch veröffentlicht wurde, schwor al-Majid chemische Waffen gegen Kurden zu verwenden. Mit seinen Worten:

„Ich werde sie alle mit chemischen Waffen umbringen. Wer kann was dagegen sagen? Die internationale Gemeinschaft? Fuck sie! Die internationale Gemeinschaft und die, die auf sie hören.“

„Ich werde sie nicht nur an einem Tag mit chemischen Waffen attackieren. Ich werde sie fünfzehn Tage lang mit chemischen Waffen angreifen.“