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Irak: Minderheiten in der Kirkuk-Region werden weiterhin vertrieben
Hohes Gewaltrisiko, wenn vertriebene Familien versuchen in die ölreiche Region zurückzukehren
(Washington, 14. März 2003) – Irak praktiziert weiterhin eine Politik der Vertreibung von Kurden, Turkmenen und Assyrern in der ölreichen Region um Kirkuk und übergibt deren Eigentum an arabische Familien aus dem Süden des Landes, sagte Human Rights Watch heute.


Zu diesem Thema

Iraq: Forcible Expulsion of Ethnic Minorities
HRW Bericht, März 2003



„Der Irak hat systematisch Einschüchterung, Bedrohung und Diskriminierung angewandt, um das Leben der Minderheiten in Kirkuk unerträglich zu machen. Das klare Ziel der Regierung ist die „Arabisierung“ dieser entscheidenden Ölförderregion durch Zwang und Unterdrückung.“

Joe Stork
Washingtons Direktor der Mittlerer Osten und Nordafrika Abteilung von Human Rights Watch


 
Ein neuer Bericht von Human Rights Watch dokumentiert diese Praktiken. Human Rights Watch betonte die Notwendigkeit für Irak, oder im Falle eines Krieges, für die okkupierenden Streitmächte, einen Mechanismus zu schaffen, der es den 120.000 Menschen, die seit 1991 gewaltsam vertrieben worden sind, erlauben würde, in ihre Häuser zurückzukehren. Human Rights Watch sagte, dass ein solcher Mechanismus entscheidend sei, um ethnischer Gewalt vorzubeugen.

„Der Irak hat systematisch Einschüchterung, Bedrohung und Diskriminierung angewandt, um das Leben der Minderheiten in Kirkuk unerträglich zu machen,“ sagte Joe Stork, Washingtons Direktor der Mittlerer Osten und Nordafrika Abteilung von Human Rights Watch. „Das klare Ziel der Regierung ist die „Arabisierung“ dieser entscheidenden Ölförderregion durch Zwang und Unterdrückung.“

Der Human Rights Watch Bericht, der auf Befragungen von vertriebenen Familien im September 2002 basiert, zeigt u.a. folgende Taktiken auf:

  • Minderheiten wurden gezwungen, ihre ethnische Identität zu „korrigieren“,
  • Minderheiten wurden gezwungen, einer angeblich „freiwilligen“ paramilitärischen Streitmacht beizutreten, wie der Volksarmee und Saddams Märtyrern,
  • Konfiszierung des Eigentums von Bauernfamilien, ohne vorherige Ankündigung oder Kompensierung.

„Einige der wertvolleren Eigentümer waren angeblich „Geschenke“ an hohe Beamte der Baath-Partei,“ sagte Stork, „während die meisten an arabische Familien, die in die Region gelockt werden, verteilt wurden.“

Human Rights Watch sagte, dass die systematisch erzwungene und beliebige Verlegung der Bevölkerung ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit unter internationalem Völkerrecht darstelle und drängte darauf, dass die Verantwortlichen vor Gericht gebracht werden.

„Irak betreibt eine Politik der Vertreibung, ausgeführt durch formale Vertreibungsanordnungen und Deportationszentren,“ sagte Stork. „Dieser Bericht dokumentiert ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das noch heute von der irakischen Regierung begangen wird.“