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Stoppt den Einsatz von Kindersoldaten! (auf Englisch)

Ich habe gesehen, wie Menschen die Hände abgehackt wurden, wie ein zehn Jahre altes Mädchen vergewaltigt wurde und starb, wie viele Männer und Frauen am lebendigen Leibe verbrand wurden... So viele Male habe ich in meinem Herzen geweint, weil ich mich nicht traute, laut aufzuschreien.


In dutzenden von Ländern sind Kinder zu unmittelbaren Teilnehmern an Kriegen geworden. Ihrer Kindheit entzogen und häufig fürchterlicher Gewalttätigkeit ausgesetzt, dienen etwa 300.000 Kinder als Soldaten in gegenwärtigen bewaffneten Konflikten. Diese jungen Kämpfer nehmen an allen Aspekten zeitgenössischer Kriegsführung teil. Sie bringen AK-47s und M-16s in der vordersten Kampfeslinie zum Einsatz, werden als menschliche Minendetektoren eingesetzt, nehmen an Selbstmordmissionen teil, tragen Vorräte und dienen als Spione, Boten und Späher.

Kinder - körperlich verletzlich und leicht einzuschüchtern – sind meist folgsame Soldaten. Viele werden entführt oder zwangsrekrutiert und oft unter Todesandrohung gezwungen, Befehle auszuführen. Andere wiederum schließen sich aus Verzweifelung einer bewaffneten Gruppe an. Wenn die Gesellschaft im Laufe eines Konfliktes zusammenbricht, den Kindern der Zugang zu Schulbildung verwehrt bleibt und sie aus ihrem Zuhause vertrieben oder von ihren Familienmitgliedern getrennt werden, sehen viele Kinder bewaffnete Gruppen als ihre beste Überlebenschance an. Andere versuchen, der Armut zu entkommen, oder schließen sich dem Militär an, um getötete Familienmitglieder zu rächen.

Kindersoldaten kommen in mehr als dreißig Ländern weltweit zum Einsatz. Human Rights Watch hat Interviews mit Kindersoldaten in Ländern wie Angola, Kolumbien, dem Libanon, Liberia, Sierra Leone, Sudan und Uganda geführt. In Sierra Leone haben tausende von Kindern, die von den Rebellen entführt wurden, fürchterliche Gewalttaten gegen Zivilisten gesehen und an ihnen teilgenommen, darunter Enthauptungen, Amputationen, Vergewaltigungen und das Verbrennen von Menschen am lebendigen Leibe. Kindern, die zur Teilnahme an solchen Gewalttaten gezwungen wurden, wurden oft Drogen verabreicht, damit sie ihre Angst oder ihre Widerwillen zu kämpfen überwinden würden.

In Kolumbien wurden zehntausende Kinder von allen Parteien des andauernden blutigen Konfliktes im Land als Kindersoldaten eingesetzt. Die von der Regierung unterstützten Paramilitärs rekrutieren Kinder schon im Alter von acht Jahren, während die Guerillakräfte Kinder einsetzen, um Informationen zu sammeln, um Minen zu produzieren und auszulegen und als Voraustruppe in Hinterhaltsattacken zu agieren.

Im südlichen Libanon wurden Jungen von kaum zwölf Jahren zum Wehrdienste in der Süd-Libanon-Armee (SLA), einer israelischen Hilfsmiliz, gezwungen. Wenn Männer und Jungen sich weigern, diesen Militärdienst abzuleisten, die Region verlassen, um dem Wehrdienst zu entgehen oder aus der SLA desertieren, können ihre gesamten Familien aus der besetzten Zone ausgewiesen werden.

Mädchen werden in vielen Teilen der Welt ebenfalls als Soldatinnen eingesetzt. Zusätzlich zur Teilnahme am militärischen Kampf werden Mädchen sexuell ausgebeutet und von Rebellenanführern in Angola, Sierra Leone und Uganda zu „Ehefrauen“ genommen. Im nördlichen Uganda hat Human Rights Watch Mädchen interviewt, die von Rebellenanführern geschwängert und dann gezwungen wurden, sich ihre Kinder auf den Rücken zu schnüren und den Kampf gegen die ugandischen Sicherheitskräfte aufzunehmen.

Wegen ihrer Unreife und fehlender Erfahrung erleiden Kindersoldaten höhere Verletzungsraten als ihre erwachsenen Mitkämpfer. Selbst nach Ende des Konfliktes bleiben sie oft körperlich behindert oder seelisch traumatisiert. Da ihnen eine Erziehung oder die Möglichkeit, einen zivilen Beruf zu erlernen, verwehrt bleibt, finden viele ehemalige Kindersoldaten es schwer, sich in eine befriedete Gesellschaft wiedereinzugliedern. Allein im Krieg ausgebildet, werden ehemalige Kindersoldaten oft in die Kriminalität hineingezogen oder sind leichte Beute für zukünftige Rekrutierungen.



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