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Ruanda: Jugend leidet noch immer an den Folgen von Völkermord und Krieg
(New York, 3. April 2003) – Noch heute leiden ruandische Kinder an den Folgen des Völkermordes und Krieges von 1994, sagte Human Rights Watch in einem heute veröffentlichten Bericht.


Zu diesem Thema

RWANDA LASTING WOUNDS: Consequences of Genocide and War for Rwanda's Children
HRW Bericht, März 2003

Photos from Lasting Wounds: Consequences of Genocide and War on Rwanda’s Children

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„Die ruandische Regierung hat wiederholt versprochen, die Menschenrechte dieser Kinder zu verteidigen. Doch Worte allein sind nicht ausreichend. Diese Kinder haben genug gelitten und müssen vor weiterem Missbrauch geschützt werden.“

Sara Rakita Autorin des Berichts


 
Der 80-seitige Human Rights Watch Bericht, „Lasting Wounds: Consequences of Genocide and War for Rwanda’s Children,“ dokumentiert den Missbrauch, dem die Kinder seit 1994 ausgesetzt sind.

Während der Gewalttaten vor neun Jahren wurden hunderttausende Kinder getötet und verstümmelt und leiden noch immer an den physischen und psychologischen Narben. Hunderttausende Kinder wurden zu Waisen und sind nun auf sich selbst gestellt. Im ganzen Land haben Familien bedürftige Kinder aufgenommen, aber aufgrund der weitverbreiteten Armut wurden deren Rechte nicht immer respektiert.

So werden manche Kinder für ein wenig Nahrung oder einen Platz zum Schlafen als Hausbedienstete angestellt. Tausende leben auf der Strasse, wo sie Missbrauch durch die Polizei ausgesetzt sind.

„Die ruandische Regierung hat wiederholt versprochen, die Menschenrechte dieser Kinder zu verteidigen. Doch Worte allein sind nicht ausreichend,“ sagte Sara Rakita, Autorin des Berichts. „Diese Kinder haben genug gelitten und müssen vor weiterem Missbrauch geschützt werden.“

„Lasting Wounds“ dokumentiert das Trauma des Völkermordes. Ein Mädchen erinnerte sich, die ganze Nacht allein im Busch verbracht zu haben, nachdem sie von Zuhause geflüchtet war. Sie erzählte Human Rights Watch: „Dort war sonst niemand, nur Körper, viele Körper. Ich kannte keinen von ihnen, außer meine kleine Schwester. Ich fand sie auf dem Hügel, wo sie hingegangen ist, um sich zu verstecken.“

Ein Waise erklärte, dass es ihm an einer Busfahrt mangele, um zur Regierungsbehörde zu reisen, wo er die Formulare bekäme, die er bräuchte, um eine staatliche Unterstützung für die Schulgebühren seiner Schwester zu beantragen. Er sagte: „ Ich habe nicht studiert. Sie kann nicht studieren. Können sie sehen, wie wir unter dieser Situation leiden?“

Ein 13-jähriges Familienoberhaupt erklärte, dass sie, wenn sie und ihre Geschwister krank werden würden, kein Geld hätten, um einen Arzt zu bezahlen oder Medikamente zu kaufen. Selbst oft krank, sagte sie, „dass diese Last unerträglich sei“.

Tausende, die angeklagt werden, als Kinder an dem Völkermord teilgenommen zu haben, haben die letzten sechs bis acht Jahre in Ruandas überfüllten Gefängnissen verbringen müssen. Viele unter ihnen, die nun nicht mehr minderjährig sind, werden nach Umerziehung in „solidarity camps“ im nächsten Monat vorläufig freigelassen. Personen, die weiterhin ihre Unschuld beteuern, werden weiter in den Gefängnissen bleiben müssen. Ruanda hat kürzlich „gacaca“ Gerichte geschaffen, um mit den massiven Rückständen an Völkermordfällen fertig zu werden. Diese neuen Gerichte kommen jedoch für viele zu spät - viele Kinder haben ihre Jugend in Gefängnissen verbracht.