PRESSEMITTEILUNGEN
Deutschland: Keine Kompromisse in Tschetschenien
(New York, 27. September 2001) Jede Änderung der deutschen Tschetschenien-Politik würde Russland grünes Licht für weitere Menschenrechtsverletzungen geben, erklärte Human Rights Watch heute.


Zu diesem Thema

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"Das ist genau das, worauf Präsident Putin gewartet hat. Das heisst grünes Licht für weitere Missbräuche der gleichen Art, wie wir sie während der Letzten zwei Jahre in Tschetschenien gesehen haben."

Elizabeth Andersen, Direktorin der Europa-und Zentralasien-Abteilung von Human Rights Watch


 
In einem Brief an den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder kritisierte Human Rights Watch dessen Äußerungen vom Dienstag, dass ein neuer globaler Kampf gegen den Terrorismus eine "differenziertere Beurteilung in der Weltmeinung" über den Tschetschenien-Konflikt erfordere.

"Das ist genau das, worauf Präsident Putin gewartet hat," sagte Elizabeth Andersen, Direktorin der Europa-und Zentralasien-Abteilung von Human Rights Watch. "Das heisst grünes Licht für weitere Missbräuche der gleichen Art, wie wir sie während der Letzten zwei Jahre in Tschetschenien gesehen haben."

Human Rights Watch hat sehr ernsthafte Verletzungen internationaler Menschenrechte durch russische Truppen in Tschetschenien dokumentiert, einschießlich wahlloser Bombenabwürfe, Massaker, Folter, gewaltsamer Entführungen und Hinrichtungen im Schnellverfahren.

In den Jahren 2000 und 2001 befürwortete die Europäische Union zwei Resolutionen bei der Menschenrechts-Kommission der Vereinten Nationen in Genf, in denen die Menschenrechtsverletzungen Russlands in Tschetschenien verurteilt wurden und Moskau zu einer Untersuchung des Verhaltens seines Truppen in der Region gedrängt wurde. Deutschland unterstützte diese Resolutionen.

"Europa hat eine sehr prinzipienfeste Haltung gegenüber den Vorgängen in Tschetschenien eingenommen, aber wir befürchten, dass Deutschland nun diese Position gefährdet," sagte Andersen.

Als Antwort auf Angriffe tschetschenischer Truppen in diesem Sommer führten russische Armeeeinheiten in drei Dörfern eine Reihe von Aufräum-Operationen durch, die die willkürliche Festnahme hunderter Bewohner beinhalteten. Viele wurden gefoltert, und mehrere von ihnen wurden Opfer außergerichtlicher Hinrichtungen und Verschleppungen. Im Juli 2001 befragte Human Rights Watch mehr als 100 Opfer und Augenzeugen dieser Gewalttaten.

Wenn Sie mehr Informationen über die Nachforschungen von Human Rights Watch in Tschetschenien haben möchten, klicken Sie bitte hier (auf Englisch).