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Morgen ist Welt-Mädchentag: Eine gute Gelegenheit darüber nachzudenken, wie es Mädchen in der ganzen Welt geht und was ihrer freien Entwicklung im Weg steht. Wie wir wissen ist das Alter, in dem ein Mädchen heiratet, ein entscheidender Faktor dafür, in welchem Maße sie zeitlebens grundlegende Rechte in Anspruch nehmen kann. Wenn sich nichts ändert – das rechneten die Vereinten Nationen im vergangenen Jahr vor – werden in den Jahren 2011 bis 2020 in den Entwicklungsländern insgesamt 142 Millionen Mädchen unter 18 heiraten.

Mädchen, die versuchen einer Eheschließung zu entkommen, werden oft Opfer von Gewalt durch den Ehemann, dessen Angehörige oder die eigene Familie, wie wir etwa im Südsudan oder in Afghanistan. Ebenso steigt das Risiko, bei der Geburt zu sterben oder schwere Gesundheitsschäden davonzutragen. Mädchen, die minderjährig heiraten, müssen meist die Schule abbrechen und ihre Bildungslaufbahn vorzeitig beenden. Und schließlich erhöht sich die Säuglingssterblichkeit und die Rate von Totgeburten um 50%, wenn Frauen im Alter von unter 20 Jahren schwanger werden.

Es wird nicht leicht sein, das Problem der Kinderehen endgültig zu lösen, insbesondere auf praktischer Ebene. Familienangelegenheiten sind meist heikle Themen. In vielen Gesellschaften verlangt die soziale Absicherung, dass sich Mädchen schon in jungen Jahren in die „richtigen“ Familien einheiraten. Doch es genügt diesen Imamen zuzuhören, die Human Rights Watch in einem Video zur Lage im Jemen befragte, um neue Hoffnung zu schöpfen. In der ganzen Welt kämpfen NGOs, Aktivisten, Mediziner, Geistliche, Jugendilche, Lehrer und viele andere Gruppen dafür, dass Kinderehen eines Tages der Vergangenheit angehören. In der Initiative Girls Not Brides („Mädchen, nicht Bräute“) engagieren sich Hunderte Organisationen in über 50 Ländern für dieses Ziel.

Gemeinsam mit Girls not Brides drängte Human Rights Watch den UN-Menschenrechtsrat erfolgreich, das Thema Kinderehen erstmals fest auf die Agenda der UN in Genf zu setzen. Nun bauen wir Druck auf die UN-Vollversammlung auf, im kommenden Jahr eine konkretere Resultion zu verabschieden, die bei der Bekämpfung von Kinderehen endlich einen globalen Konsens herstellt. Gleichzeitig unterstützen wir weiter das Engagement all derer, die sich im Jemen, in Afghanistan, im Südsudan und anderswo für Veränderungen in Recht und Praxis stark machen, um Mädchen volle Chancengleichheit zu geben.

„Wir wissen, dass das Ziel unserer friedlichen Volksrevolution war, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Nicht nur politische Probleme, sondern auch Probleme in der Gesellschaft, insbesondere Kinderehen“, erklärte die Nobelpreisträgerin Tawakkol Karman in unserem Video. Der Kampf gegen Kinderehen darf nicht losgelöst von den weichreichenderen Problemen betrachtet werden, vor denen viele Staaten heute stehen – vielmehr steht er in engem Zusammenhang mit der wirschaftlichen und sozialen Entwicklung dieser Länder.

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